Farblithographie „Probstey-Kirche zu Zwettl“, ca. 1838
In der Bildersammlung des Stadtarchiv Zwettl befinden sich neben zahlreichen Fotos auch mehrere sehr interessante historische Ansichten der Stadt. Das vorliegende Bild stammt von dem Wiener Künstler Georg Scheth (1808-1840), der vor allem als Landschafts-, Architektur- und Genremaler wirkte. Die kolorierte Lithographie diente als Illustration für den dreizehnten Band der von Vinzenz Darnaut in den Jahren 1824 bis 1840 herausgegebenen „Topographie des Erzherzogthums Oesterreich“. Die ersten beiden Bände dieses 18-bändigen Werkes verfasste Darnaut selbst. Für Band 13 zeichnete Johann von Frast (1786-1850) als Autor verantwortlich. Frast war Zisterzienser und Archivar sowie Bibliothekar des Stiftes Zwettl. Er verfasste unter anderem eine Geschichte des Stiftes Zwettl, die 1839/40 in Schweickhardts Topographie erschien, vor allem aber verdanken wir ihm die Herausgabe der gedruckten Fassung der „Bärenhaut“, als: Das Stiftungenbuch des Cistercienser-Klosters Zwettl, in: Fontes rerum Austriacarum II, 3, Wien 1851 erschienen.
Der 13. Band von Darnauts Topographie, dem das oben erwähnte Bild entnommen ist, trägt den Titel: Historische und topographische Darstellung von Groß-Gerungs und Stift Zwetl und Umgegend; mit besonderer Rücksicht auf Pfarren, Stifte, Klöster, milde Stiftungen und Denkmäler.
Das Bild zeigt den Blick vom linken Kampufer, kampaufwärts zur Propsteikirche. In der Bildmitte führt ein Fußgängersteg zur Maismühle, die sich auf einer Insel zwischen Kampfluss, Mühlbach und Talschuss befand. Hinter dem Steg erkennt man die Mündung der Zwettl in den Kamp. Auf der Straße rechts steht ein Ochsenkarren vor dem halb geöffneten Mautschranken. Diese Straße führte von Krems kommend über den steilen Galgenberg herunter in den Talkessel, überquerte den Kamp etwas außerhalb des Bildausschnitts auf einer Holzbrücke und verlief nach dem Mautschranken zum unteren Stadttor hin, wo sie sich gabelte. Rechts ging es durch das Tor hinein in die Stadt. Der andere Straßenast verlief außen entlang der Stadtmauer, überquerte die Zwettl und führte rechts am Propsteiberg vorbei, hinauf auf die Hochfläche, in Richtung Groß Gerungs. Im Zentrum des Bildes ist die Propsteikirche mit Karner und Nebengebäuden erkennbar. Der Kreuzweg, begleitet von gemauerten Kalvarienbergstationen, führt hinauf zur Kirche. Am Fuß des Propsteiberges sind einzelne Häuser der Koppenzeil erkennbar.
