Tropische Einblicke in den Regenwald

Veröffentlichungsdatum25.04.2024Lesedauer3 Minuten
Gruppenfoto von mehreren Personen im Sparkassensaal

Der Weltladen lud zu einem Vortrag über den Regenwald Costa Ricas ein, im Bild: Edwin Kainz, Hermi Berger, Umweltgemeinderat Bernhard Thaler, Brigitta Priesner, Weltladen-Obfrau Anna-Maria Yvon, Tropenbotaniker Anton Weissenhofer mit Mutter Ingeburg und Johann Scharitzer, Stadtrat Johannes Prinz und Stadträtin LAbg. Silvia Moser.

Gemeinsam in den Regenwald abtauchen konnten Besucher im Sparkassensaal am 10. April: Der Weltladen Zwettl lud zu einem Vortrag „Regenwald und Klimaschutz am Beispiel Costa Ricas“ mit Anton Weissenhofer, Tropenbotaniker an der Universität Wien und Mitbegründer der Tropenstation La Gamba. Außerdem berichtete Brigitta Priesner über ihre Reise nach Costa Rica unter dem Titel „Pura vida im Garten Eden“.

Der gebürtige Zwettler (Schloß Rosenau) Anton Weissenhofer arbeitet seit 30 Jahren in der Tropenstation „La Gamba“ in Costa Rica. Gemeinsam mit seinem Team und Forschenden aus aller Welt untersucht er dort die Artenvielfalt und Regenerationsfähigkeit des Urwalds. Die Faszination für Fauna und Flora hatte bereits im Kindesalter und durch die Bekanntschaft mit Johann Scharitzer, einem Landwirt aus Negers, begonnen, der ebenfalls im Publikum saß: Scharitzer hatte in einem Glashaus Kakteen gezüchtet, erklärte Weissenhofer: „Ich war als Kind davon begeistert und habe mir bei jedem Besuch einen Kaktus mitnehmen dürfen. Ich habe mir damals auch das Buch ‚Alles über Kakteen‘ gekauft und konnte es bald auswendig. Irgendwie bin ich dem Herrn Scharitzer aufgefallen. Wir waren uns schnell sympathisch und sind bis heute Freunde.“ 

Die Suche nach einer passenden Diplomarbeit hatten Anton Weissenhofer und seinen damaligen Studienkollegen Werner Huber vor 30 Jahren in den Nationalpark Piedras Blancas im Südwesten von Costa Rica geführt. Dort hatten die beiden eine Finca des Vereins „Regenwald der Österreicher“ zu einer provisorischen Feldstation umgebaut. Aus der Wellblechhütte wurde ein ganzjähriger Forschungsbetrieb, der mit 5.500 Nächtigungen pro Jahr nicht nur Forschenden, sondern auch Privatpersonen die Möglichkeit gibt, den Regenwald zu erleben.

65.000 Bäume gesetzt

Ein Ozelot in der Tropenstation "La Gamba"Wildkameras in der Tropenstation „La Gamba“ schießen immer wieder spektakuläre Bilder von tierischen Besuchen, wie hier von einem Ozelot.2006 startete das Korridorprojekt „COBIGA“. Dabei soll durch Wiederbewaldung der Nationalpark „Piedras Blancas“ mit dem nördlichen Bergregenwald entlang der Fila Cal verbunden werden. „Wir kaufen auch teilweise Land zu und haben auf 70 Hektar bereits 65.000 Bäume aus 200 verschiedene Baumarten gesetzt“, erklärte Weissenhofer. 

Diese Wiederbewaldung bringt seitdem auch immer wieder verloren geglaubte Tierarten zurück in die Region. „Anfangs gab es in unserem Gebiet eine extreme Abholzung und Wilderei. Man sah kaum Tiere. Das hat sich gewandelt, heute laufen dort Agutis (ein Nagetier, Anm.) und Ozelots (eine Raubtierart aus der Familie der Katzen) herum. Mit unseren Kamerafallen haben wir zwei Pumas und Jaguarspuren gesichtet. Es ist eine Befriedigung zu sehen, dass sich die Natur regeneriert, wenn man sich für sie einsetzt“, sagte Weissenhofer.

Forschung an „digitalem Zwilling“

Ein aktuelles Projekt soll den Gesundheitszustand des Regenwaldes abbilden: Mittels spezieller Laserscans aus Flugzeugen und am Boden wird ein zentimetergenaues 3D-Modell angefertigt. So sollen 100 Quadratkilometer kartiert werden, wobei der Schwerpunkt auf rund 500 Hektar des COBIGA-Korridors liegt. Dabei entsteht ein „digitaler Zwilling“ des Regenwalds. Zusätzlich erfassen akustische Fallen Waldgeräusche. Mittels Künstlicher Intelligenz sollen dann alle Daten zusammengeführt werden und Rückschlüsse auf die Artenvielfalt möglich sein.

Von der Durianfrucht zum Kanonenkugelbaum

Spannende Einblicke in die bunte Welt Costa Ricas gab auch Brigitta Priesner: Sie war mit ihrer Tochter vor kurzem durch den Staat in Zentralamerika getourt und hatte die Eindrücke auf hunderte Fotos gebannt. In einer Auswahl daraus erzählte sie von tropischen Früchten, etwa der Stinkfrucht Durian, oder von spektakulären Baumarten, wie den Stachelrindenbaum oder den Kanonenkugelbaum – der Name stammt von ihrer typischen Form. 

Am Ende der Veranstaltung wurde ein Quilt von Hermi Berger versteigert. Das mehrlagige und aufwändig bestickte Textil zeigte ein farbenfrohes Bild aus dem Regenwald. Der Erlös von 220 Euro kommt dem „Regenwald der Österreicher“ zugute.

Mehr Informationen:

Homepage Weltladen Zwettl

Homepage "Regenwald der Österreicher"