Der Aufstand der österreichischen Ministerialen von 1231

Bis zum Tod des Babenbergerherzogs Leopold VI. (1230) hatte es im Herzogtum Österreich kaum nennenswerte Widerstände oder gar Aufstände gegen den Landesfürsten gegeben. Als aber 1230 dessen 20-jährige Sohn als Friedrich II. (man nannte ihn später treffend den Streitbaren) an die Macht kam, brach ein Aufstand der bedeutendsten Adeligen des Landes los. Die Gründe für diese Revolte, an deren Spitze die beiden kuenringischen Brüder Hadmar III. und Heinrich III. standen, sind nicht ganz klar. Vielleicht fühlten sich die Adeligen im Land durch verschiedene Maßnahmen des jungen Herzogs gegenüber den Klöstern und Städten benachteiligt. Wahrscheinlich versuchte Friedrich II. auch die Landeshoheit bei seinen Ministerialen rigoros durchzusetzen. Andererseits hatten gerade die beiden Kuenringer unter Leopold VI. im Land Schlüsselpositionen inne gehabt. Sie bekleideten höchste landesfürstliche Ämter, und Heinrich konnte sich noch 1229 „rector totius Austriae“ nennen. Man bezeichnete die beiden Kuenringer damals als „canes“ (= Hunde). Ein Beiname, der zu dieser Zeit sicherlich als ehrenvoll empfunden wurde.

Die kuenringischen Machtzentren lagen im frühen 13. Jahrhundert im Waldviertel und in der Wachau. Heinrich III. von Weitra-Zwettl befehligte die aufständischen Standesgenossen des oberen Waldviertels, währen sein Bruder Hadmar den Aufstand im Donauraum leitete. Er brannte die herzogliche Stadt Krems nieder, brachte den Babenbergerschatz an sich und beschlagnahmte die nach Wien fahrenden Kaufmannsschiffe, indem er angeblich die Donau mit einer Kette sperrte. Das wurde Gegenstand eine Sage, die bis in unsere Zeit lebendig ist. Sie hat ihre Wurzel in der „Bärenhaut“ dem Stifterbuch des Klosters Zwettl. In dieser Sage wurden die Kuenringer als Raubritter dargestellt, denen der Herzog mit einer List das Handwerk legen konnte.

Tatsächlich gelang es 1231 Friedrich II. relativ rasch, den Adelsaufstand, der offenbar doch nur lokal beschränkt war, mit Waffengewalt niederzuwerfen. Nach der Eroberung der Burg der mit den Kuenringern verbündeten Sonnberger im gleichnamigen Ort bei Hollabrunn, wandte er sich gegen Zwettl. Es begann die Belagerung der Stadt, die erst kurz zuvor mit einer Ringmauer statt eines Zaunes befestigt worden war. Friedrich der Streitbare setzte sich schließlich durch. Nach der bereits erwähnten „Bärenhaut“ endete der Kampf mit der völligen Zerstörung der Kuenringerburg von Zwettl. Der Verfasser dieses Textes berichtete weiter, dass zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Reste der Burg noch deutlich zu erkennen waren.

Daneben eroberte der Herzog auch die Burgen Aggstein, Dürnstein und Weitra. Einige Aufständische ließ er hängen. Die beiden Kuenringer blieben aber von Strafe verschont, Heinrich behielt sogar mit dem Marschallamt eine der höchsten Würden im Land.

Literatur:
Gottfried Edmund Friess, Die Herren von Kuenring. Ein Beitrag zur Adelsgeschichte des Erzherzogtums Oesterreich unter der Enns (1874).

Thomas Kühtreiber/Roman Zehetmayer, Zur Geschichte des Propsteiberges (= Zwettler Zeitzeichen 2, Zwettl 1999).

Andreas Kusternig/Max Weltin, Kuenringer-Forschungen. Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 46/47 (1981).

Walter Pongratz, Die Kuenringer. Ihre Geschichte und ihre Bedeutung. In: Das Waldviertel, 30. (41.) Jg., Folge 1/2/3 (1981) S 1-9. [http://www.daswaldviertel.at/]

Herwig Wolfram/Karl Brunner/Gottfried Stangler, Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung 1981 (1981).

Othmar Karl Matthias Zaubeck, Klostergründer, „Hunde“ und Raubritter. In: Waldviertler (Zwettler) Kurier Nr. 21 (1981) S 20-46.