Das große Zwettler Stadtsiegel

Urkunde vom 30. März 1443 (StAZ, Sign. 1/21)

Urkunde vom 30. März 1443
(StAZ, Sign. 1/21)

Die Räte und Verweser des Fürstentums Österreich fällen ein Urteil über den Anspruch, den „der erber knecht Hanns von Keuscha“ gegen die Bürger von Zwettl erhoben hat wegen eines an der Stadtmauer gelegenen Hofes, eines Maierhofes sowie anderer Gründe und Zinse, die er zu Zwettl gehabt hat, und wegen seiner fahrenden Habe, die ihm vor Zeiten, als die „veint von Behem“ vor der Stadt lagen, verbrannt und vernichtet worden war, wofür er von den Bürgern 150 Pfund Pfennig und von dem Hubmeister in Österreich 150 Pfund Pfennig verlangt. Die Räte sprechen ihm diese Summe zu, wogegen er auf alle Ansprüche an die Grundstücke, Zinse und seine verlorene Habe verzichten soll.
Nach: Karl Uhlirz, Das Archiv der l. f. Stadt Zwettl (Zwettl 1895) S 19.

Diese Pergamenturkunde trägt neben dem Siegel des Hans von Keuscha (braunes Wachs) auch das Große Siegel der Stadt Zwettl (grünes Wachs). Es handelt sich dabei um den ältesten Abdruck dieses heute noch erhaltenen Stadtsiegels.

Das Große Zwettler Stadtsiegel (gespiegelte Darstellung)

Das Große Zwettler Stadtsiegel
(gespiegelte Darstellung)

Nachdem Zwettl im Jahre 1419 landesfürstliche Stadt geworden war, erhielt sie zwischen 1436 und 1443 ein eigenes Wappen, welches in das Stadtsiegel aufgenommen wurde und auf der oben erwähnten Urkunde erstmals überliefert ist.
In Minuskeln steht zwischen steilen Rändern die Legende, deren einzelne Worte durch Ranken getrennt sind: Sigillum civitatis in Czwetla. Ein Vierpass umschließt den unten runden und der Länge nach gespalteten Schild, der (heraldisch) rechts die österreichische Binde und links die nach rechts gewendeten altösterreichischen Adler in der Anordnung 2-2-1 zeigt. Im oberen Halbzirkel hält ein bis zum Gürtel sichtbarer Engel mit ausgebreiteten Flügeln oben den Schild; die beiden seitlichen Halbzirkel zeigen je einen frei schwebenden gezinnten Turm mit Walmdach und schmalem Fenster.
Das Siegel ist rund und misst im Durchmesser 68 Millimeter. Es ist das Hauptsiegel der Stadt und wurde in der Regel in grünes Wachs gedrückt. Es ist heute ein wichtiges Ausstellungsstück im Stadtmuseum.
Daneben waren noch ein mittleres und ein kleines Siegel in Gebrauch. Das mittlere Siegel, auch „Secret“ genannt, wurde vom 15. Jahrhundert an (erstmals 1449) für die in steigendem Maße ausgestellten Urkunden benützt und das Hauptsiegel nur für wichtige Anlässe verwendet. Das kleine Siegel wurde ab 1486 (?) - sozusagen als Kanzleisiegel – bei Bedarf eingesetzt. Auch diese beiden kleineren Siegelstöcke befinden sich derzeit im Zwettler Stadtmuseum.

Das Zwettler Stadtwappen

Das Zwettler Stadtwappen

Die Farben der Stadtfahne sind rot-blau. Sie werden von den Grundfarben des Wappens abgeleitet. Da Stadtfahnen nicht mehr als drei Farben aufweisen sollen, bleiben das Weiß (Silber) des Mittelstreifens im österreichischen Bindenschild und das Gelb (Gold) der niederösterreichischen Adler unberücksichtigt. Senkrechte Fahnen haben, vom Beschauer aus gesehen, links rot, rechts blau, waagrechte Fahnen oben rot und unten blau. Für das Blau der Zwettler Stadtfahne ist die Farbe des niederösterreichischen Fahnentuches maßgebend.

Literatur:
Hans Hakala, Wappen, Siegel und Fahne der Stadt. In: Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl Niederösterreich I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 352-354.

Franz Stundner, Neue und alte Gemeindewappen im Raume Zwettl. In: Franz Trischler (Hg.), Zwischen Wiesnberg, Wild und Nebelstein. Bausteine zur Heimatkunde des Hohen Waldviertels (Zwettl 1974) S 113.