Krankenhaus Zwettl

Schon im Mittelalter gab es im Raum Zwettl Institutionen, die sich um die Versorgung kranker Menschen bemühten. Im Kloster Zwettl entstand dank einer Stiftung Hadmars II. von Kuenring unter Abt Rüdiger (1174-1191) das älteste Spital des Waldviertels. In diesem „hospitale pauperum“, das jedenfalls 1194 bereits existierte, konnten 30 Arme unterkommen. In Zwettl selbst entstand vor 1295, ebenfalls durch tatkräftige Unterstützung seitens der Kuenringer, das Bürgerspital.
Der tatsächliche Vorläufer unseres heutigen allgemeinen öffentlichen Krankenhauses war aber das städtische Siechenhaus, das 1564 erstmals erwähnt wurde. Es lag vor dem Unteren Stadttor am Kampufer und war zur Aufnahme verarmter oder kranker Nichtbürger bestimmt. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Siechenhaus immer mehr als Krankenhaus – auch für durchreisende Personen – verwendet. Schon 1856 beantragte daher Bürgermeister Franz Haunsteiner, dass das Siechenhaus in eine öffentliche Krankenanstalt umgewandelt werde. Ein Vorschlag, der trotz zahlreicher Initiativen verschiedener Zwettler Kommunalpolitiker erst 1872 verwirklicht wurde. Am 25. November 1872 beschloss nämlich der NÖ Landtag, „daß das in Zwettl errichtete Spital als eine Öffentliche Krankenanstalt erklärt werde.“

Das ehemalige Siechenhaus, 1856 aufgestockt, seit 1872 Krankenhaus
(Bild: StAZ, Sign. BA 03/10/8)

Das ehemalige Siechenhaus, 1856 aufgestockt, seit 1872 Krankenhaus
(Bild: StAZ, Sign. BA 03/10/8)

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten bemühten sich die Verantwortlichen zwar immer wieder, das Zwettler Krankenhaus den sich ständig ändernden medizinischen Gegebenheiten und den wachsenden Ansprüchen anzupassen, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde allerdings endgültig klar, dass die Umgestaltung des bestehenden Spitals in ein leistungsfähiges und modernes Krankenhaus an dem angestammten Platz nicht mehr möglich war. Es ist vor allem Ehrenfried Teufl, dem langjährigen Obmann des Spitalausschusses und zuständigen Stadtrat sowie den Bürgermeistern Dr. Anton Denk, Franz Eigl und Ewald Biegelbauer zu danken, dass der Plan zum Neubau des Krankenhauses in die Tat umgesetzt wurde.

Das alte Zwettler Krankenhaus, vor 1962 (Foto: Friedrich Stadler; StAZ, Bildarchiv)

Das alte Zwettler Krankenhaus, vor 1962
(Foto: Friedrich Stadler; StAZ, Bildarchiv)

Am 28. April 1973 nahmen Landeshauptmann Ökonomierat Andreas Maurer und Landesrätin Anna Körner den ersten Spatenstich zum Neubau des Zwettler Krankenhauses auf dem Propsteiberg vor.
Für die Planung und den Bau war Architekt Univ.-Prof. Mag. arch. Anton Schweighofer verantwortlich. Am 21. April 1979 wurde das neue Zwettler Krankenhaus in einem feierlichen Akt seiner Bestimmung übergeben. Die Segnung des Hauses nahmen der Abt des Stiftes Zwettl Prälat Ferdinand Gießauf und Stadtpfarrer Franz Josef Kaiser vor. Die Eröffnungsansprache hielt Landeshauptmann ÖR Andreas Maurer.

Am 7. und 8. Mai 1979 erfolgte die Übersiedlung der Patienten und aller notwendigen Einrichtungen in das neue Haus am Rand der Stadt. Das Spital verfügte bei seiner Eröffnung über insgesamt 215 Betten (ohne Säuglings- und Kleinkinderbetten) und über folgende Abteilungen bzw. Stationen: Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Intensivstation und Kinderheilkunde. Das neue Krankenhaus kostete insgesamt 250 Millionen Schilling (rund 18,2 Millionen Euro).
1980 bezogen die Behindertenwerkstätte der Caritas und das Stadtamt das alte, nun leer stehende Krankenhausgebäude in der Gartenstraße.

Das neue Zwettler Krankenhaus, 1979 (Foto: Friedrich Stadler; StAZ, Bildarchiv)

Das neue Zwettler Krankenhaus, 1979
(Foto: Friedrich Stadler; StAZ, Bildarchiv)

Seit der Eröffnung im Jahr 1979 nahm das neue Zwettler Krankenhaus eine äußerst positive Entwicklung. Vor allem die orthopädische Abteilung unter Prim. Univ.-Doz. Dr. Manfred Weissinger brachte zahlreiche Patienten aus nah und fern in das Haus, sodass der Platz bald zu klein wurde. Auch erschien es nach 20 Jahren an der Zeit, das gesamte Gebäude mit seinen Einrichtungen den neuen Anforderungen anzupassen. Nach langen Verhandlungen gelang es, die Zustimmung der verantwortlichen Stellen für einen Zu- und Umbau zu erreichen.
Am 11. Oktober 2002 konnte der Spatenstich für dieses große Projekt durch Landeshauptmannstellvertreterin Heidemaria Onodi, Landesrat Mag. Wolfgang Sobotka, Bürgermeister ÖKR Franz Pruckner und Gesundheitsstadtrat Univ.-Dozent Prim. Dr. Manfred Weissinger vorgenommen werden.

Derzeitige Abteilungen des a. ö. Krankenhauses Zwettl (Oktober 2003):

Anästhesiologie und Intensivmedizin
Leiter : Prim. Dr. Karl Holaubeck - 6 Betten

Chirurgie
Leiter: Prim. Dr. Thomas Mayrhofer - 55 Betten

Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Leiter: Prim. Dr. Rüdiger Deix - 30 Betten

Innere Medizin mit Herzüberwachungsstation
Leiter: Prim. Edwin Halmschlager - 75 Betten

Kinder- u. Jugendheilkunde mit Neonatologie
Leiter: Prim. Dr. Zdenek Jaros - 25 Betten

Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Leiter: Prim. Univ. Doz. Dr. Manfred Weissinger - 60 Betten

Medizinische Radiologie-Diagnostik
Leiter: Prim. Dr. Winfried Strohmayr

Physikalische und rehabilitative Medizin
Leiter: Prim. Dr. Irene Klobassa Ärztliche

Leiter des Krankenhauses Zwettl seit 1873

Martin Owesny, praktischer Arzt: 1873-1883
Johann Hofer, praktischer Arzt: 1883-1889
Dr. Franz Vischer, k. k. Bezirksarzt: 1889-1891
Kilian Streit, Stadtarzt: 1891-1894
Dr. Fritz Dürr, Stadtarzt: 1894-1902
Dr. Franz Weismann, Primararzt: 1902-1934
Dr. Hans Rauch, Primararzt: 1934-1946
Dr. Hannes Hainzl, Primararzt: 1946-1951
Dr. Hans Langeder, Primararzt: 1951-1952
Dr. Josef Böhm, Primararzt: 1952-1974
Dr. Alfred Karner, Primararzt: 1975-1986
Dr. Manfred Weissinger, Primararzt: seit 1987

Am 19. Mai 2005 beschloss der Gemeinderat, mit dem Land Niederösterreich Verhandlungen betreffend der Übernahme der Rechtsträgerschaft am a. ö. Krankenhaus der Stadt Zwettl aufzunehmen, und am 12. Dezember wurde der Übergabevertrag durch den Gemeinderat genehmigt. Seit 1. Jänner 2006 gehört das Zwettler Krankenhaus als „Landesklinikum Waldviertel Zwettl“ zur Landeskliniken-Holding. Die bereits vorher geplanten und begonnenen Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen wurden nicht nur fortgesetzt, es werden vielmehr seit diesem Zeitpunkt laufend bedeutende Summen in die Verbesserung der Bausubstanz, der Infrastruktur und der medizinischen Ausstattung investiert. Aktuelle Informationen zum Landesklinikum Zwettl siehe: http://www.lknoe.at/de/Waldviertel-Zwettl/

Literatur:
Ehrenfried Teufl, Helfen und heilen. A. ö. Krankenhaus der Stadt Zwettl-NÖ. Festschrift zur Einweihung des Krankenhausneubaues am 21. April 1979 (1979).

Friedel Moll, Krankenversorgung. In: Friedel Moll/Werner Fröhlich, Zwettler Stadtgeschichten 2. Alltagsleben in vergangener Zeit (2002) S 105-110.