1494: Zwettl erhält einen zweiten Jahrmarkt

Am 16. Jänner 1494 verlieh König Maximilian der Stadt Zwettl zu dem bereits bestehenden Jahrmarkt einen zweiten, der in Zukunft am „montag nach dem sonntag Invocavit in der vasten, acht tag vor und acht tag nach“ abgehalten werden sollte. Auch dieser Jahrmarkt findet heute noch regelmäßig jedes Jahr am Faschingdienstag statt.

Wien, 16. Jänner 1494: König Maximilian I. verleiht der Stadt Zwettl einen zweiten Jahrmarkt, Stadtarchiv Zwettl, Sign. 1/34

Wien, 16. Jänner 1494: König Maximilian I. verleiht der Stadt Zwettl einen zweiten Jahrmarkt
Stadtarchiv Zwettl, Sign. 1/34

Markttage waren für die Wirtschaft der Städte und Märkte von großer Bedeutung. Der Anlass für diesen Gunstbeweis König Maximilians an die Zwettler Bürger ist nicht bekannt. Vielleicht ist er aber in der Treue und Anhänglichkeit der Stadt Zwettl an Kaiser Friedrich III. (den Vater Maximilians) zu suchen. Immerhin stand Zwettl im Bruderkrieg zwischen Friedrich III. und Albrecht VI. sowie später Kampf gegen den ungarischen König Matthias Corvinus treu auf der Seite des Kaisers, obwohl die Stadt von der im Stift Zwettl lagernden ungarischen Besatzung unmittelbar bedroht wurde. Bereits am 12. Dezember 1493 hatte Maximilian I. übrigens die Rechte und Freiheiten der Stadt Zwettl bestätigt.
Die in der Urkunde vom 16. Jänner 1494 erwähnte vierzehntägige Freiung (acht tag vor und acht tag nach) bedeutete einen besonderen Schutz für Menschen, Tiere und Waren während der Marktzeit. Verstöße gegen die Ruhe, Ordnung und Sicherheit während dieser Zeit wurden besonders hart geahndet, und die Stadtverwaltung selbst legte großen Wert darauf, besonders während der Marktzeit für Ordnung zu sorgen und ein Gefühl der Sicherheit und Wachsamkeit zu vermitteln. Schließlich zogen Jahrmärkte nicht nur Händler und Kauflustige, sondern auch fahrendes Volk, Bettler und Gesindel an. So versprach die Stadtverwaltung zum Beispiel im frühen 17. Jahrhundert den Wachen auf dem Platz und bei den Stadttoren höheren Lohn, wenn sie während der Markttage zu ihrer Bewaffnung auch den Harnisch trugen.
Jahrmärkte zogen - wie bereits erwähnt - auch Gaukler und zwielichtiges Gesindel, Quacksalber, Scharlatane, Spieler und Falschspieler an. So beklagte sich am 15. September 1629 der Wundarzt und „Oculist“ (Augenarzt) Leonhart Milandt aus Arbesbach beim Zwettler Stadtgericht über den Georg Gabriel aus Rathenaw, weil sich dieser auf dem Markt als Augenarzt ausgegeben hatte, aber nur ein Zahnbrecher sei. Gabriel sagte vor dem Rat aus, dass er die Kunst des Augenheilens von seinem Vater gelernt habe. Da er aber kein Zeugnis oder eine ähnliche Qualifikation vorweisen konnte, trug ihm das Stadtgericht eindringlich auf, „... bey seiner khunst der Zanbrecherey zuverbleiben.“
Am 15. September 1633 zeigte Georg Schuech, Richter aus (Groß ?) Schönau dem Rat der Stadt Zwettl an, dass am Vortag, während des Jahrmarkts, seine Frau den Max Pösinger dabei ertappt hatte, als er gerade seine Hand aus ihrem Beutel zog. Er hatte ihr 53 Kreuzer gestohlen. Pösinger war vor dem Rat „nit gestendig, jedoch mit seinen Redn etwas umschwaiffig“. Daher sperrte ihn das Gericht kurzerhand in den Passauer Turm. Am 21. Oktober befasste sich das Zwettler Landgericht nochmals mit diesem Fall und verurteilte Max Pösinger zum Tod durch den Strang. Dieses Urteil wurde aber nicht vollstreckt, denn über kaiserlichen Befehl brachte man Pösinger unter Bewachung am 2. Jänner 1634 auf dem Wasserweg nach Wien. Wahrscheinlich war er zu Schanzarbeiten im Stadtgraben begnadigt worden.
Am Kreuzmarkt des Jahres 1663 wurden zwei Falschspieler aufgegriffen. Sie hatten Würfel verwendet, die durch eine Bleieinlage so präpariert waren, dass beim Würfeln in der Regel die darüber liegende Augenzahl erschien. Beide Betrüger, bei denen das Gericht einen größeren Bargeldbetrag fand, wurden zunächst in den Arrest gesteckt und dann zu einer Geldstrafe verurteilt.

F. M., 01/04

 

Literatur:
Friedel Moll, Jahrmärkte. In: Friedel Moll/Werner Fröhlich, Zwettler Stadtgeschichten Band 1, Alltagsleben in vergangener Zeit (Zwettl 2000) S 60 f. [http://www.buch-schulmeister.at/]

Hans Hakala, Die Jahrmärkte. In: Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl-NÖ I, Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 372 f.

Karl Uhlirz, Das Archiv der l. f. Stadt Zwettl (Zwettl 1895) S 23. Zurück