1588: Ein Großbrand vernichtet fast ein Viertel des Zwettler Hausbestandes

In der Nacht vom 30. zum 31. März 1588 brach um etwa 23 Uhr im Brauhaus des Georg Winckhler ein Feuer aus, das bald auf die umliegenden Häuser übergriff.
Die Winckhlers waren eine angesehene Zwettler Bürgerfamilie, Vater Michael Winckhler hatte verschiedene Stadtämter bekleidet und sowohl 1557 als auch 1562 für das Amt des Stadtrichters kandidiert. Georg Winkler wohnte an der unteren Landstraße (heute: Landstraße 15, Familie Todt), das Brauhaus lag etwas abseits der Straße, zwischen Wohnhaus und Stadtmauer. Mehrere Augenzeugen, die in der Nacht zum 31. März 1588 in Zwettl unterwegs gewesen waren, gaben später zu Protokoll, sie hätten zunächst im Bereich des Hauses Winckhler einen schwachen Feuerschein gesehen, und das Feuer sei dann mit rasender Geschwindigkeit auf die benachbarten Gebäude übergesprungen. Leonhard Gösl, der im Stadtmauerturm beim Kesselboden Wache hielt, lief zur Glocke und alarmierte die schlafende Bevölkerung. Mehr als 30 Häuser wurden ein Raub der Flammen. Innerhalb der Stadtmauern standen damals in Zwettl etwa 140 Häuser, mit den Vorstädten Ledererzeil und Syrnau kam die Stadt auf rund 200 Häuser.
Zahlreiche Bürger machten sofort den Georg Winckhler für die Katastrophe verantwortlich. Der leugnete jede Schuld. Er gab zwar zu, in der fraglichen Nacht noch mit einer Laterne in seinem Braukeller gewesen zu sein, bestritt aber entschieden, als Auslöser für diese Feuersbrunst in Frag zu kommen. Er forderte vielmehr eine genaue Untersuchung.

Protokoll über die Ratssitzung vom 5. April 1588, die Feuersbrunst betreffend (Auszug), Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 2/3, fol. 14

Protokoll über die Ratssitzung vom 5. April 1588, die Feuersbrunst betreffend (Auszug)
Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 2/3, fol. 14

Das Stadtgericht befasste sich auch eingehend mit diesem Unglück. In den Verhören konnte Winckhlers Schuld zwar nicht eindeutig bewiesen werden, doch waren sich alle wesentlichen Zeugen darin einig, dass das Feuer von Winckhlers Haus den Ausgang genommen hatte. So erklärte sich Winckhler in einem Vergleich zur Zahlung eines Teils des Schadens bereit. Damit war der Fall aber noch lange nicht abgeschlossen. Georg Winckhler und seine Familie wurden noch Jahre danach immer wieder von ihren Mitbürgern angefeindet, beschimpft und angegriffen. Man warf ihnen die Schuld an dem Brandunglück vor und machte ihnen das Leben in der Stadt wohl recht schwer. Die Klagen, welche Familie Winckhler wegen dieser Übergriffe immer wieder bei Gericht einbrachte, trugen wahrscheinlich auch nicht wirklich zur Verbesserung der Situation bei.

F. M., 02/04

Quelle:
Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 2/3, fol. 12, 14-18v, 20 f.

Literatur:
Friedel Moll, Es prindt in der Statt! In: Heimatkundliche Nachrichten, Beiblatt zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Zwettl, 17. Jg., 11/1996 (1996) S 41 f.