Die Zwettler Stadtämter und ihre Inhaber in den Jahren 1553-1563

Die folgende Zusammenstellung wurde von Cathrin Hermann im Zuge der Edition des Bandes 1 der Zwettler Ratsprotokolle (StAZ, Sign. 2-1, 1553-1563) erarbeitet. Aus Formatgründen konnte sie dort nicht gedruckt werden, wird aber als Tabelle 6 geführt.1

Die Besetzung der städtischen Ämter erfolgte im Untersuchungszeitraum (1553-1563) einerseits während der Raittage2, die bis einschließlich 1560 immer im Jänner und Februar abgehalten wurden, andrerseits bei den ebenfalls bis 1560 im Mai oder Juni stattfindenden Nachtaidingen3. Bis zum Raittag 1560 waren es 27 Ämter, die in Zwettl jährlich vergeben und ohne erkennbare Besoldung ausgeübt wurden. Ab dem Nachtaiding 1560 wurden nur mehr elf Positionen besetzt. Die so deutliche Reduktion der städtischen Stellen führte zum Wegfall vieler wichtiger städtischer Kontrollämter. Ab 1560 blieben die Ämter der Zuständigen für die abbruchen, des Baumeisters, des Kammerherrn, der Kastner und der Mautner, sowie andere Stellen aus nicht bekannter Ursache unbesetzt. Auffälligerweise sind gerade für die städtische Finanzverwaltung bedeutende Ämter, wie Kammerherr oder Mautner, betroffen. Zugleich finden sich unter den weggefallenen Ämtern auch Positionen, die mit der Warenkontrolle verbunden waren, woraus sich der Eindruck einer nun eingeschränkten Handlungsfähigkeit in wirtschaftlichen Belangen ergibt.
Was den personellen Umfang der Verwaltung anbelangt, so wurden in den meisten Fällen zumindest zwei, häufig sogar mehr Personen mit der Aufgabe betraut. Man kann bei Betrachtung der Liste der Amtsinhaber hier von einem ungewöhnlich festen Stamm an Amtsinhabern sprechen, die über Jahre im gleichen Amt tätig waren und denen fallweise neue Amtsinhaber beigestellt wurden. Eine weitere Besonderheit stellen die Ämter dar, die von einer einzigen Person ausgeübt wurden, worunter so wichtige Posten wie das Kammer- und Mauteinnehmeramt fallen. Dort sind zugleich auffällig lange Amtsperioden zu verzeichnen, im Fall des Stadtkämmerers sogar von 1555 bis zur letzten Vergabe des Amtes 1560. Dies widerspricht den Gepflogenheiten anderer Städte, welche gerade in diesen Bereichen durch eine doppelte Besetzung und regelmäßigen Personalwechsel einem Amtsmissbrauch vorzubeugen suchten.


1 Cathrin HERMANN, Friedel MOLL, Martin SCHEUTZ und Herwig WEIGL (Hgg.), Das Zwettler Ratsprotokoll 1553-1563. Edition und Kontext. Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich Bd. 34 (St. Pölten 2010) 79-85.
2 Am „Raittag“ – der Name kommt von „(ab)raiten“ für abrechnen – wurde Rechnung gelegt und das Amt an die Nachfolger übergeben.
3 Taidinge und Nachtaidinge waren mehrmals jährlich stattfindende, gemeinsamen Versammlungen von Stadtrat und -bevölkerung, wobei hier die Bürger und unterbürgerlichen Stadtbewohner die Möglichkeit hatten, ihre Anliegen und Forderungen in Form von Supplikationen vor dem Rat vorzutragen.

Amtsinhaber 1553-1563