Wertvolle Urkunde von 1521 restauriert

Veröffentlichungsdatum20.01.2009Lesedauer2 Minuten
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Seit September 1984 ist das Stadtarchiv Zwettl im Besitz einer Urkunde, mit der am 23. Juli 1521 ein über 80 Jahre dauernder Streit zwischen der Herrschaft Lichtenfels und dem Stift Zwettl geschlichtet worden war. Dieses Dokument war im September 1984 durch Zufall im Nachlass des 1982 im Stausee Ottenstein ertrunkenen Gärtnermeisters Rudolf Sattig entdeckt worden.
Nach 1975 hatte der bibliophile, ja geradezu bibliomane Gärtnermeister Rudolf Sattig einen großen Teil seiner umfangreichen Bibliothek im ersten Stock des alten Rathauses in Zwettl untergebracht. Nach seinem tragischen Tod im Stausee Ottenstein ließen die Erben den Buchbestand durch Fachleute des Wiener Dorotheums sichten. Die wertvollsten Stücke wurden versteigert. Zurück blieb der weniger interessante Teil der Büchersammlung sowie eine Fülle von Versandhauskatalogen, Zeitungsausschnitten, Papierfetzen, einfach Makulatur, wie es auf den ersten Blick schien. Einiges davon lag schon zum Abtransport in einer riesigen Holzkiste bereit. Bei nochmaliger Durchsicht dieser Kiste kam unter anderem die oben erwähnte Urkunde zu Tage.
Am 23. Juli 1521 hatten sich über Auftrag Erzherzog Ferdinands Pilgram von Puchhaim, der Erbtruchseß von Österreich, Wilhalm von Neydeck zu Rastenberg und Michael Aunburger im Stift Zwettl eingefunden, um den Streit zu schlichten, der seit Jahren zwischen dem Stift Zwettl und den Einwohnern von Friedersbach, vertreten durch den Pfleger von Lichtenfels, bestand. Man stritt um die Besitzrechte an einem Grundstück, das im Grenzgebiet zwischen Rudmanns (Herrschaft Stift Zwettl) und Friedersbach (Herrschaft Lichtenfels) lag. Tatsächlich gelang es der vom Landesherrn eingesetzten Kommission, diesen Streit durch einen Vergleich gütlich zu beenden. Abt Erasmus Leisser verzichtete wegen der großen Armut der Friedersbacher auf das Grundstück. Er verlangte dafür aber von jedem Haus in Friedersbach pro Jahr einen Pfennig Weidegeld und stellte außerdem die Bedingung, dass das umstrittene Land in Zukunft den Namen „Gunstfeld“ tragen sollte, zur ewigen Erinnerung an die von ihm und seinem Konvent den Bewohnern von Friedersbach erwiesene Gunst.
Die Urkunde befand sich bei ihrer Auffindung im Jahr 1984 in einem beklagenswerten Zustand. Im Dezember 2008 wurde sie von der Akademischen Restauratorin Dr. Patricia Engel (Berlin, Köpenickstraße 183 bzw. 3550 Langenlois, Rosenhügelweg 24) mit großer Sorgfalt und Sachkenntnis restauriert, sodass sie heute zu den attraktivsten Stücken der Urkundensammlung des Zwettler Stadtarchivs zählt. Sie wird 2009 im Zuge der Veranstaltungen zum Jubiläum „850 Jahre Friedersbach“ im dortigen Pfarrhof zu sehen sein. Die Umstände, unter denen das Dokument einst in den Besitz von Rudolf Sattig kam, werden wohl immer ein Rätsel bleiben.

Urkunde vor der Restaurierung

Die Urkunde vor der Restaurierung

Die restaurierte Urkunde von 1521

Die restaurierte Urkunde von 1521