Der Name Zwettl

Das Waldviertel war noch im Hochmittelalter Teil eines riesigen Waldgebietes, das sich von der Donau über Böhmen bis weit nach Deutschland hinein erstreckte. Die­ser „Nordwald“ (silva nortica) war aber keineswegs menschenleer und unwegsam. Wege und Steige durchzogen ihn, und bereits im 11. Jahrhundert reichte gerade in die Umgebung von Zwettl der Ausläufer einer slawischen Siedlungsinsel, wie wir aus den vielen Ortsnamen dieser Gegend ableiten können. Als Beispiel seien nur Grad­nitz, Globnitz, Sprögnitz und Moidrams genannt und natürlich auch Zwettl selbst.

Der Name „Zwettl“ leitet sich vom altslawischen světla ab, was sich sowohl als Flussname mit „die Lichte“, „der klare Bach“ als auch als Ortsname im Sinne von „Lichtung“, „Rodung“ übersetzen lässt.

Die älteste Nennung in einem Urkundenfragment von 1132 als „de Z...“ ist ungesi­chert. 1139, in der Stiftungsurkunde König Konrads III. für das Kloster Zwettl, taucht der Name als „predium Zwetel“ bzw. „fluvius qui Zwetel dicitur“ erstmals auf.

An der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert hatte eine Kolonisierungswelle, die von dem Geschlecht der Kuenringer getragen worden war, den Raum Zwettl erreicht, wo sie auf die bereits bestehende slawische Siedlung traf. Die genaue Lage dieses sla­wischen Dorfes ist bis heute unbekannt. Man vermutet es auf dem heutigen Props­teiberg, im Bereich der jetzigen Stadtpfarrkirche oder in der Gegend des Oberhofs. Ebenso wenig wissen wir, wie das Zusammentreffen zwischen den Neuankömmlin­gen und der slawischen Bevölkerung vor sich ging. Es spricht aber alles dafür, dass es friedlich verlief. Viele der alten Orts- und Flussnamen sind jedenfalls bis heute erhalten geblieben.

Literatur:
Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl Niederösterreich I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980)

Friedel Moll/Werner Fröhlich, Zwettler Stadtgeschichte(n). Alltagsleben in vergan­gener Zeit. Band 1 (Zwettl 2000)

Elisabeth Schuster, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen. 3. Teil (Wien 1994)