Das Stadtarchiv Zwettl beteiligte sich am 10. Juni am Internationalen Tag der Archive und machte sich auf Spurensuche von Frauen in der Geschichte der Stadt. Beim Tag der offenen Tür am Vormittag stellte die Archivarin Elisabeth Moll den Besuchern ausgewählte Schriftstücke und Bilddokumente zu Zwettler Frauen vor. Darunter fand sich unter anderem eine Eintragung in den Ratsprotokollen vom 12. August 1648, als sich Regina Prandin, eine Tuchmacherin, gegen einen männlichen Mitbewerber behauptete.
Abends folgte ein geführter Stadtrundgang zu Originalschauplätzen. Die Erzählungen aus der Zwettler Geschichte drehten sich um Frauen, die in Handwerk und Gewerbe „ihren Mann standen“, wie Betti Loidl, Ida Thum und Lina Lux in der jüngeren Geschichte. Sabina Pranzerin, die Anfang des 18. Jh. jahrelang als Türmerin im Rathaus tätig war und somit ein höchst verantwortungsvolles Amt inne hatte, lieferte eine der raren Geschichten zu Frauen aus der Neuzeit mit positivem Ausgang. Im krassen Gegensatz dazu stand die tragische Geschichte der Schlosserin Katharina Karg, die Mitte des 17. Jh. als Hexe verurteilt und hingerichtet wurde. Ihr Haus wurde nicht – wie manche Teilnehmer am Rundgang vermuteten – vom Richter übernommen, sondern wurde an einen Schlossergesellen aus Messingen verkauft.
Fazit dieses Schwerpunkttages im Stadtarchiv Zwettl ist, dass Frauen zwar in der Öffentlichkeit nicht prominent in Erscheinung treten konnten bzw. durften. Vor Gericht und Rat mussten sie sich durch ihren Ehemann oder Vater vertreten lassen. Nichtdestotrotz übernahmen Frauen wichtige Aufgaben im sozialen Leben und Verantwortung in den Betrieben. Dadurch leisteten sie einen unersetzbaren, wertvollen Beitrag zur Wirtschaft und zum Leben in der Stadt.