Mit einem ganz besonderen Jubiläum fand am 14. September der sogenannte „Kreuzmarkt“ in der Zwettler Innenstadt statt: Vor genau 620 Jahren erhielt Zwettl nämlich diesen, ersten Jahrmarkt von den Herzögen Wilhelm und Albrecht per Urkunde zugestanden. Das Recht, einen Jahrmarkt abzuhalten, war nämlich ein besonderes Privileg und wurde vom Landesherren verliehen. Dieser Markt sollte „an des heiligen Kreuzes Tag“ im Herbst, dem Tag der Kreuzerhöhung, stattfinden. So kam er zu seinem heutigen Namen: Kreuzmarkt.
14-tägige „Freiung“ schützte Mensch, Tier und Waren
Während heute Besucher ein breites Angebot an Kleidung, Handwerk und Speisen vorfinden, hatte der Kreuzmarkt in Zwettl vor einigen Jahrhunderten noch eine ganz besondere Funktion: Der Markt versprach nämlich der Urkunde entsprechend „freiung und sicherhait“ – also den ganz besonderen Schutz für Mensch, Tier und Waren, eine Woche vor und eine Woche nach dem Markt.
„Vergehen in dieser Zeit wurden besonders hart geahndet. Diese ‚Freiung‘ machte man in Zwettl lange Zeit durch das sogenannte Freiheitsläuten kund. Dabei wurde eine Woche vor Marktbeginn eine Kirchenglocke eine Viertelstunde lang geläutet. Eine Woche nach Marktende läutete man die ‚Freiung‘ ebenso wieder aus“, erklärt Stadtarchivarin Elisabeth Moll, MBA. Außerdem erinnerte die gehisste Marktfahne alle Menschen in der Stadt an diese Freiung während der Marktzeit.
Wie Zwettls Wochenmärkte gewachsen sind
Etwas anders als der Jahrmarkt stellten sich im Mittelalter die regelmäßigen Märkte in der Stadt dar. Dort boten fast ausschließlich nur die Bauern aus der Stadt und der Umgebung sowie die in Zwettl ansässigen Handwerker und Kaufleute ihre Waren feil. „Ab wann in Zwettl regelmäßig solche Märkte abgehalten wurden, lässt sich leider nicht sagen, sicherlich aber schon an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert“, sagt Stadtarchivarin Elisabeth Moll.
Im Stadtarchiv lässt sich aber belegen, dass die Zwettler jedenfalls einen zweiten Wochenmarkttag im 13. Jahrhundert erhielten: Als vor 1230 Hadmar III. und Heinrich III. von Kuenring die Stadt um den Neuen Markt erweiterten, gewährten sie einen zweiten Markttag am Mittwoch. Das hatte auch juristische Auswirkungen, ähnlich jenen des Kreuzmarktes: „Nach einer Verfügung Alberos V. von Kuenring vom 1. November 1251 sollten Vergehen, die an einem der Markttage begangen wurden, mit der doppelten Strafe belegt werden“, erklärt Moll.
Noch bis Oktober: Rathausmarkt lädt ein
Zur Mitte des 16. Jahrhunderts war der eigene Markttag auf dem Neuen Markt längst abgekommen. Der Wochenmarkt fand möglicherweise für kurze Zeit an Samstagen statt. Ab dem frühen 17. Jahrhundert war dann der Montag Wochenmarkttag und blieb es auch bis ins 20. Jahrhundert.
Heute können Besucher übrigens die historische Fassade des Alten Rathauses, die an die Zeit der Ritter und Handwerksleut‘ erinnert, bei einem weiteren Markt bewundern: Noch bis Oktober präsentieren jeden Samstag von 9 bis 12 Uhr Direktvermarkter der Region ihr Angebot beim wöchentlichen Rathausmarkt.