Auf einer Halbinsel im Stausee Ottenstein erhebt sich malerisch die Burgruine Lichtenfels. Vor der Anlage des Stausees (1954-1957) und der Errichtung der Bundesstraße 38 mit der 1957 fertiggestellten Brücke lag die 1248 erstmals erwähnte Burg Lichtenfels einsam auf einem Felsrücken hoch über dem Kamp. Hier saß im 13. Jahrhundert ein bedeutendes Ministerialengeschlecht, das zunächst den Beinamen „Tursen“ trug, sich von der Burg Rauheneck bei Baden herleitete und gegen Ende dieses Jahrhunderts den Namen „Lichtenfels“ führte. Unter dieser Herrschaft befanden sich zahlreiche Orte in der Umgebung, so zum Beispiel auch Friedersbach. Während der Hussiteneinfälle 1427/28 diente Lichtenfels als Aufbewahrungsort für die Archivalien und Schätze des Stiftes Zwettl.
Ab dem 15. Jahrhundert wechselte Lichtenfels häufig die Besitzer, bis die Burg 1628 zu Rastenberg kam. Da die neuen Eigentümer ihren Herrschaftssitz nach Rastenberg verlegten, begann ab 1774 der langsame Verfall von Lichtenfels. 1790 verkauften die Freiherrn von Bartenstein, welche Rastenberg und Lichtenfels besaßen, den Großteil des Daches der Burg an das Stift Zwettl. Grund dafür war die von Kaiser Joseph II. eingeführte Dachsteuer, die nach der Größe der Dachflächen berechnet wurde. Zahlreiche Adelsfamilien im ganzen Land deckten damals ihre kalten und unwohnlichen Burgen ab, um Steuern zu sparen. 1804 verließ der letzte Bewohner die Burg Lichtenfels, die sich seit 1872 gemeinsam mit Rastenberg im Besitz der Familie Thurn-Valsassina befindet.
Die romanische Kapelle, ehemals dem Apostel Paulus geweiht, war lange Zeit Ziel kleiner Wallfahrten, die letzte fand 1960 von Friedersbach aus statt. Die Burgruine Lichtenfels kann mit Ausnahme des versperrten Kapellenturms das ganze Jahr über auf eigene Gefahr besichtigt werden.