Objekt des Monats August 2022

Veröffentlichungsdatum01.08.2022Lesedauer2 Minuten
Bitte des Anton Frei, StAZ,Kart. 73A, Reg.Nr.430.

Im Stadtarchiv Zwettl, in Karton 73 A, Reg.Nr. 430, findet sich ein schriftlicher Hilferuf eines verzweifelten Vaters an die Zwettler Gemeindeführung aus dem Jahr 1872. Anton Frei aus Oberhof Nr. 33 gab in der Gemeindekanzlei folgendes zu Protokoll:

Mein Sohn Heinrich, 28 Jahre alt, Militärreservist, befindet sich zu Hause, will durchaus nichts arbeiten und gehorcht mir nicht im mindesten.

Er hat die Schuhmacherei erlernt und könnte sich ganz wohl und ehrlich einen hübschen Kreuzer Geld verdienen. – er will aber nicht arbeiten, so daß ich mir nicht mehr zu helfen weiß.

Mein Sohn hat hier an einem gewissen Flach eine sehr schlechte Kameradschaft – und es ist alles zu befürchten – weil Müssigang aller Laster Anfang ist.

Ich sehe mich daher gezwungen, die löbliche Gemeinde Vertrettung zu bitten – auf meinen Sohn in geeigneter Weise einzuwirken, daß derselbe einen anderen Lebenswandel beginnt.

Anton Frey


Tatsächlich wurde die Zwettler Gemeindeführung in dieser Sache aktiv. Man lud den Heinrich Frei vor, und dieser sah sich am 3. August 1872 in der Gemeindekanzlei mit Bürgermeister Georg Dallier, den Gemeinderäten Michael Schaden und Martin Owesny sowie dem Gemeindesekretär Sebastian Kastner konfrontiert. Das Protokoll zu dieser Konfrontation vermerkt kurz:

erscheint Heinrich Frei, wird auf die wider ihn vorliegenden Beschwerden aufmerksam gemacht und angewiesen die schlechten Kameradschaften zu meiden, sich mit der Schuhmacherei fleißig zu beschäftigen und überhaupt zu arbeiten, widrigenfalls wider ihn als arbeitsscheuen Menschen die nöthigen Schritte wegen Unterbringung in einer Zwangsarbeits Anstalt eingeleitet werden würden.

Diese Intervention der Gemeindeführung dürfte letztlich erfolgreich gewesen sein, denn am 20. November 1877 heirateten in Zwettl Heinrich Frei und die 24jährige Bauerntochter Maria Sanitzer aus Pommersdorf (Stadtgemeinde Raabs/Thaya). Über Heinrich Frei vermerkt die Ehematrik, dass er zu dieser Zeit beurlaubter Artillerist der Landwehr und Kleinhausbesitzer in Oberhof Nr. 33 war. Und am 3. Jänner 1878 kam Sohn Franz zur Welt. Vater Heinrich war nun bereits vom Militär entlassen und wird als Schuhmacher in Oberhof Nr. 37 genannt.[1] 

[1] Pfarrarchiv Zwettl (Matricula), Trauungsbuch 02-08, fol. 435; Taufbuch 01-15, fol. 285.