Stadtspaziergang: Frauen der Geschichte

Veröffentlichungsdatum11.03.2025Lesedauer2 Minuten
Viele Personen im Gang im Zwettler Stadtamt

Rund 50 Gäste lauschten den historischen Geschichten von Stadtarchivarin Elisabeth Moll, MBA (vorne l.) über Zwettler Frauen der Geschichte.

Am Weltfrauentag bot das Stadtarchiv Zwettl am 8. März in Kooperation mit der Frauenberatung Waldviertel eine Stadtführung mit spezifischem Frauenfokus an. Mag. Anna Haneder von der Frauenberatung begrüßte die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und stellte kurz die Frauenberatung mit ihrem umfassenden Angebot vor.

Danach zeigte Stadtarchivarin Elisabeth Moll, MBA, einige Auszüge aus Zwettler Ratsprotokollen aus dem 18. Jahrhundert. Daran wurde deutlich, dass Frauen mit manchen Problemen schon seit Jahrhunderten zu kämpfen hatten. So erhielt beispielsweise ein Tagwerker –quasi ein Hilfs- oder Saisonarbeiter – Mitte des 17. Jahrhunderts „neben der Cosst“ vier Kreuzer für seine Arbeit, ein „Weib neben der Cosst“ dagegen lediglich nur drei Kreuzer.

(Un)Freiheit: Geschlechtsspezifische Vertragsklausel

Bei einem Spaziergang durch die Stadt lauschten etwa 50 Gäste den Geschichten der Zwettler Frauen, etwa diese: Spätestens ab der Mitte des 18. Jahrhunderts – in den Zwettler Ratsprotokollen erstmals am 3. April 1773 – wird in offiziellen oder notariellen Angelegenheiten ein Verzicht auf die „weiblichen Freiheiten“ gefordert. Das bedeutete, dass den Frauen ihre Handlungen und deren Folgen besonders verständlich erklärt werden mussten und die Frau versicherte, sich an die vertraglichen Vereinbarungen zu halten.

„Diese geschlechtsspezifische Vertragsklausel leitet sich aus der Vorstellung einer eingeschränkten, weiblichen Geistesfähigkeit ab. Man(n) ging davon aus, dass Frauen die Folgen ihrer Handlungen nicht überblicken könnten und wollte sie mit diesen ‚Freiheiten‘ vor der eigenen Verantwortung schützen“, erklärte Stadtarchivarin Elisabeth Moll. Daher mussten Frauen, die Geschäfte abschließen wollten, auf diese Freiheiten verzichten.

Kredit für Schulden des Mannes erkämpft

„Die historischen Ratsprotokolle wissen aber auch Positives über Frauen zu berichten“, so Stadtarchivarin Elisabeth Moll. So konnte sich Maria Elisabeth Bidermannin, eine Bürgerin und Handelsfrau, gegen den Zwettler Stadtrat und ihre Gläubiger durchsetzen. Ihr verstorbener Mann hatte ihr beträchtliche Schulden hinterlassen, für deren Tilgung das Vermögen nicht ausreichte. Die Bidermannin trat aktiv für ihre Rechte ein, konnte mit dem Stadtrat sogar einen Kredit aushandeln und einigte sich mit Rat und Schuldnern über die Begleichung der Schulden.

Viele Personen vor dem Zwettler Stadtamt, im Hintergrund das MusikerheimDie Besucherinnen und Besucher genossen bei einem Stadtspaziergang mit Stadtarchivarin Elisabeth Moll, MBA, (r.) das schöne Wetter.