
Das Krankenhaus um 1910, StAZ, Sign. BA-03-010B-026
Vor 150 Jahren: Verpflegung für die Patienten im Krankenhaus
In ihrer Plenarversammlung vom 30. Dezember 1874 befasste sich die Zwettler Gemeinderepräsentanz mit der Verpflegung der Patienten des Zwettler Krankenhauses. Dieses Spital war im 19. Jahrhundert aus dem Siechenhaus entstanden, das im Jahr 1564 erstmals erwähnt wurde und zur Aufnahme mittelloser Menschen gedient hatte. Es lag vor dem Unteren Tor, dort, wo sich heute die Caritas Werkstätte befindet. 1833 wurde das bescheidene Gebäude, in dem maximal zehn Personen Unterkunft finden konnten, von der Gemeinde neu errichtet. Nun mussten zunehmend immer wieder Kranke und Verletzte aufgenommen werden, auch solche, die nicht aus der Stadt Zwettl stammten. So übernahm das Siechenhaus nach und nach die Aufgaben eines Krankenhauses, und 1872 erhob es der Landtag von Niederösterreich zu einem allgemeinen öffentlichen Krankenhaus. Etwa 20 Personen konnten hier aufgenommen und behandelt werden.
Schon die Bewohner des Siechenhauses waren von hausfremden Personen auf Kosten der Allgemeinheit verpflegt worden. Gegen Jahresende 1874 ersuchten der Gastwirt Engelbert Harrer und seine Frau Maria, im neuen Jahr wie bisher die Patienten verköstigen zu dürfen. Die Harrers betrieben ihr Gasthaus im Haus Landstraße 5. Sie boten an, ihre Leistung weiterhin um 50 Kreuzer pro Person und Tag zu erbringen. Dem Gemeinderat lag an diesem 30. Dezember 1874 aber auch ein zweites Anbot vor: Der Hutmacher Peter Zaubeck und seine Gattin Maria, eine Geborene Wotawa aus Budweis, waren bereit, die Verpflegung des Spitalspatienten bedeutend billiger, um 35 Kreuzer pro Person durchzuführen. Der Gemeinderat entschied sich für dieses Anbot. Woraus die Verpflegung vorwiegend bestand, entzieht sich völlig unserer Kenntnis.
Mit 1. Jänner 1891 schrieb der Landtag von Niederösterreich im Einvernehmen mit der k. k. Statthalterei eine Verpflegsgebühr von 90 Kreuzer pro Person und Tag vor. Bis dahin waren zuletzt 63 Kreuzer verrechnet worden. Wer zu diesem Zeitpunkt die Verpflegung der Zwettler Patienten besorgte, ist nicht bekannt.
Ratsprotokolle, Sign. 02-22 S 543
Anmerkung: 1 Gulden hatte (ab 1857) 100 Kreuzer. 1 Kreuzer entsprach 1876 einem Wert von 0,121 Euro.
Quelle: Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 02-22 S 543, sowie Sign. 02-23, S. 1156.