Vor 450 Jahren: Ein neuer Bader für Zwettl
© Stadtarchiv Zwettl
Am 13. Mai 1569 entschieden Stadtrichter, Innerer und Äußerer Rat, dass Wolfgang Haunoldt das städtische Badehaus, das einige Zeit unbesetzt gewesen war, übernehmen solle. Bereits sein verstorbener Vater Augustin Haunoldt hatte in Zwettl als Bader gearbeitet. Er kündigte aber seine Dienste auf, da ihm die Kosten für Holz, Gesinde und seinen eigenen Aufwand im Vergleich zu den Gebühren, die er von den Badkunden einheben durfte, zu gering erschienen.
Der Bader war für die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf dem Land zuständig, wo es keine akademisch ausgebildeten Ärzte gab oder man sich diese nicht leisten konnte. Bäder sollten der Linderung oder Heilung von Leiden dienen, wurden aber auch einfach wegen der Körperpflege und Hygiene vorgenommen. Der Bader führte medizinische Behandlungen durch, verabreichte Arzneien, zog Zähne, ließ zur Ader und setzte Schröpfköpfe. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit verfügten nur wenige Häuser über Bademöglichkeiten, daher besuchte man das Baderhaus. Dort waren gemeinsame Bäder oft willkommene Gelegenheiten der Kontaktaufnahme und Kommunikation, zumal hier auch Wein ausgeschenkt werden durfte, den man ja als Stärkungsmittel betrachtete. Im Baderhaus wurde überdies auch rasiert, der Bart gestutzt, und man konnte sich die Haare schneiden lassen.
An diesem 13. Mai 1569 legte die Zwettler Gemeindeführung auch fest, welche Gebühren der Bader verlangen durfte: Jede mansperson, niemandts ausgeschlossen, sollte pro Badbesuch einen Kreuzer Badgeld und zwei Pfennige Trinkgeld entrichten, ein Knabe einen Pfennig, ebenso die Frauen und Mädchen, für das Schröpfen einen und für jeden Schröpfkopf einen halben Pfennig. Außerdem trug man dem Bader auf, mit seinem vleiß nit zu sparn.
Wo sich 1569 das Baderhaus in Zwettl befand ist nicht sicher. Augustin Haunoldt besaß jedenfalls das Haus Hauptplatz 10.
Quelle:
Stadtarchiv Zwettl, Ratsprotokolle, Sign. 02- 2, pag. 207.