Vor rund 100 Jahren war das damalige Hauptgebäude der Lagerhausgenossenschaft Zwettl gerade fertiggestellt. Es wurde unmittelbar an der Eisenbahnlinie Zwettl – Martinsberg-Gutenbrunn in der Syrnau gebaut und hatte einen eigenen Gleisanschluss bekommen und damit eine komfortable Möglichkeit zum An- und Abtransport der Produkte. Die Bilder zeigen das Lagerhausgebäude mit mehreren Pferde- und Ochsenfuhrwerken davor.
Schon im Jahr 1918 wurde das Lagerhaus Zwettl über Initiative von Pater Werner Deibl und Josef Koppensteiner gegründet. Werner Deibl (1881–1970) war Wirtschaftsdirektor des Stiftes Zwettl und Josef Koppensteiner (1874–1938) Bürgermeister der Gemeinde Jahrings und von 1919 bis 1927 Abgeordneter zum NÖ Landtag. Gemäß der Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) wurde das Lagerhaus Zwettl als Genossenschaft gegründet, der damals etwas mehr als 400 Landwirte angehörten. Derzeit (2024) sind es rund 5.100 Mitglieder, welche diesen Verband tragen.
Ursprünglich sah die Genossenschaft ihre Aufgabe in der Übernahme und Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte ihrer Mitglieder und in deren Versorgung mit Futter- und Düngemitteln sowie landwirtschaftlichen Geräten. Mit der zunehmenden Motorisierung entstanden besonders ab den späten 1950er Jahren an den einzelnen Lagerhausstandorten Tankstellen und Werkstätten für landwirtschaftliche Maschinen und Kraftfahrzeuge. Mittlerweile haben österreichweit alle Raiffeisen Lagerhäuser ihr Produktangebot auf Bau- und Brennstoffe, Textilien, Haushaltsartikel, Lebensmittel etc. ausgeweitet.
Heute ist das Lagerhaus Zwettl mit seinen 16 Standorten und mehr als 1000 Mitarbeitern in der Region um Zwettl eines der größten Österreichs. Das Firmenareal im Ortsteil Syrnau in Zwettl umfasst 17 Hektar, hier, in der Zentrale, arbeiten rund 700 Personen. Das Lagerhaus Zwettl ist damit nicht nur einer der wichtigsten Arbeitgeber, sondern auch ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor in der Region.
Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA-03-015A-046