Im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts entstand im Talkessel am Fuß des Burg- bzw. Kirchenberges (Propsteiberg) die Marktsiedlung Zwettl. Sie bestand anfangs nur aus einem Straßenzug, der sich im Südwesten platzartig erweitet und etwa 70 bis 75 Hausparzellen zählte. 1200 hatte die Siedlung schon merklich an Bedeutung gewonnen, so dass Herzog Leopold VI. sie am 28. Dezember dieses Jahres mit der bereits erwähnten Urkunde (dem Leopoldinum) bedachte.
Die Kuenringer, die am Ende des 12. Jahrhunderts den Schwerpunkt ihres Herrschaftsgebietes nach Nordwesten in den Bereich von Weitra verlegt hatten, wandten sich nach dem Tod Hadmars II. (1218) wieder vermehrt dem Zwettler Raum zu. Wie die „Bärenhaut“, das Stifterbuch des Klosters Zwettl berichtet (sie entstand allerdings fast 100 Jahre später), verlegten Hadmar III. und Heinrich III., die Söhne Hadmars II. von Kuenring, vor 1229 einen Wochenmarkttag von Weitra nach Zwettl. Sie sollen auch den Neuen Markt im Norden von Zwettl angelegt haben, wobei der Grund für diese Stadterweiterung dem Kloster unrechtmäßig entzogen wurde, wie die Stift Zwettler Quelle vermerkt. Auf diesem Platz, dem „Newermarcht“, wurde nun an jedem Mittwoch Markt gehalten. Dieser Markttag war außerdem mit einem „höheren Frieden“ ausgestattet. Vergehen, die an diesem Tag verübt wurden, waren mit einer doppelt so hohen Strafe bedroht wie sonst üblich.
Außerdem umgab man damals den Ort mit einer Mauer, statt des bereits bestehenden Palisadenzaunes „muro cinxerunt ciuitatemque esse statuerunt“. Damit wurde Zwettl im eigentlichen Sinne Stadt. Die erste Nennung als Stadt (civitas) findet sich dann 1251, eine weitere 1261.
Quelle:
Herbert Knittler, Zwettl-Niederösterreich. In: Österreichischer Städteatlas 8. Lieferung (2004).