Märkte

Das Zentrum der alten Kuenringerstadt Zwettl bildete (und bildet) der große, dreieckige Marktplatz (heute: Haupt- und Dreifaltigkeitsplatz), zu dem sich die Straße in Richtung Böhmen weitet, nachdem sie den Kamp überquert hat und in den jene Straße mündet, die von Oberhof und Stift herein führt. In der Verlängerung dieser Straßen lagen die drei Stadttore.


Wochenmärkte

Ein wesentliches Merkmal einer mittelalterlichen Stadt war der regelmäßige Güteraustausch, der hier erfolgte. Umschlagort für diesen Handel war der Marktplatz. Ab wann in Zwettl regelmäßig Märkte abgehalten wurden, lässt sich leider nicht sagen, sicherlich aber schon an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert. Auch das Privilegium Leopolds VI. vom 28. Dezember 1200 gibt darüber keine Auskunft, da es bekanntlich nur die vage Formulierung enthält, dass der Herzog damit „seinen Zwettler Bürgern“ die gleichen (Handels-)Rechte zu Wasser und zu Land zugestand, wie sie bereits die Kremser besaßen. Als vor 1230 Hadmar III. und Heinrich III. von Kuenring die Stadt um den Neuen Markt erweiterten, gewährten sie den Zwettlern dort einen zweiten Wochenmarkttag am Mittwoch. Nach einer Verfügung Alberos V. von Kuenring vom 1. November 1251 sollten Vergehen, die an einem der Markttage begangen wurden, mit der doppelten Strafe belegt werden.

Zur Mitte des 16. Jahrhunderts, der eigene Markttag auf dem Neuen Markt war längst abgekommen, fand der Wochenmarkt in Zwettl möglicherweise für kurze Zeit an Samstagen statt. Das ist auch einem Beschluss des Rates der Stadt zu entnehmen, der als Reaktion auf ein kaiserliches „Generale“ vom 4. August 1568 gefasst wurde und den „Fürkauf“ und das Marktwesen in Zwettl zum Inhalt hatte: „ ... das[s] ain jeder handtwerchs Man, oder weer sonsten Etwaß zu versilbern hat, Am Sambstag, Auf dem Markht bringen, und faill haben solle, das auch khainen, Am Sontag, Ausser seines hauß, faill zehaben vergonstigt, sondern Abgeschafft werde.“ Ab dem frühen 17. Jahrhundert war dann aber der Montag Wochenmarkttag und blieb es auch bis ins 20. Jahrhundert.


Jahrmärkte

Dienten die Wochenmärkte ursprünglich vor allem der Versorgung der Stadt- und Dorfbevölkerung mit Nahrungsmitteln und Gütern des täglichen Bedarfes, so hatten die Jahrmärkte mit ihrem ungleich größeren Angebot an Waren sowohl geographisch als auch wirtschaftlich weitreichendere Bedeutung.
Das Recht, einen Jahrmarkt abzuhalten, war ein besonderes Privileg und wurde vom Landesherren verliehen. Zwettl erhielt seinen ersten Jahrmarkt von den Herzögen Wilhelm und Albrecht mit einer Urkunde vom 1. Juni 1403 verliehen. Dieser offene und freie Jahrmarkt sollte an des „heiligen Kreuzes Tag“ im Herbst (Tag der Kreuzerhöhung; heute: Kreuzmarkt, 14. September) stattfinden. „Und sullen auch alle die, die auf denselben jarmarkt koment, acht tag vor und acht tag hinnach umb alle erber sach und tat ganze freiung und sicherhait haben, als solcher jarmarkt freiung und des landes recht ist.“ Diese „freiung und sicherhait“ bedeutete – wie bei den Wochenmärkten - den ganz besonderen Schutz für Mensch, Tier und Waren, eine Woche vor und eine Woche nach dem Markt. Vergehen in dieser Zeit wurden besonders hart geahndet. Diese „Freiung“ machte man in Zwettl lange Zeit durch das sogenannte Freiheitsläuten kund. Dabei wurde eine Woche vor Marktbeginn eine Kirchenglocke eine Viertelstunde lang geläutet. Die Marktzeit symbolisierte wie beim Wochenmarkt die auf dem Rathaus (?) aufgepflanzte Marktfahne. Eine Woche nach Marktende läutete man die „Freiung“ ebenso wieder aus.

1. Juli 1403: Die Herzöge Wilhelm und Albrecht verleihen der Stadt Zwettl einen Jahrmarkt am „Tag des heiligen Kreuzes“. (Stadtarchiv Zwettl, Sign. 1/11)

1. Juli 1403: Die Herzöge Wilhelm und Albrecht verleihen der Stadt Zwettl einen Jahrmarkt am „Tag des heiligen Kreuzes“.
(Stadtarchiv Zwettl, Sign. 1/11)

Während auf den Wochenmärkten fast ausschließlich nur die Bauern aus der Stadt und der Umgebung sowie die in Zwettl ansässigen Handwerker und Kaufleute ihre Waren feil boten, durfte auf dem Jahrmarkt jeder Händler oder Gewerbetreibende, wo immer er auch zu Hause war, seine Produkte verkaufen. Er musste nur die Standgebühr und allfällige andere Taxen entrichten. Dementsprechend groß war auch der Andrang an Händlern und Kauflustigen. Solche Markttage brachten der Stadt bzw. dem Stadtherren beachtliche Mauteinnahmen, Gebühren usw. Die Gastwirte, Schankbetriebe, Kaufleute und Handwerker profitierten an den vielen Fremden, die in die Stadt drängten.
Es ist daher nur zu verständlich, dass die Städte großes Interesse hatten Jahrmärkte verliehen zu bekommen.

Georg Chmelarz, Wochenmarkt auf dem Zwettler Hauptplatz (1896)

Georg Chmelarz, Wochenmarkt auf dem Zwettler Hauptplatz (1896)

Literatur:
Hans Hakala, Das Marktwesen. In: Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl- I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 368-373.

Friedel Moll, Märkte. In: Friedel Moll/Werner Fröhlich, Zwettler Stadtgeschichte(n) I. Alltagsleben in vergangener Zeit (Budapest 2000) 56-61. [http://www.buch-schulmeister.at/]