Nach der Niederlage von Jankau
Am 6. März 1645 kam es zu der für die Kaiserlichen vernichtenden Niederlage gegen die Schweden in der Schlacht von Jankau in Mittelböhmen. Es war das eine der längsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges. Mehr als die Hälfte der kaiserlichen Mannschaft wurde dabei getötet oder gefangen genommen. Der Rest des Heeres flüchtete nach Prag und nach Süden. Der siegreiche schwedische Feldmarschall Lennart Torstensson zog mit seinem Heer über Znaim nach Österreich. Am 23. März musste Retz kapitulieren. Die Schweden marschierten weiter über Unter-Ravelsbach, Hadersdorf am Kamp und Unter-Rohrendorf nach Krems. Am 26. bzw. 31. März fielen Krems und Stein in die Hände der Schweden.
Während die Hauptkontingente der schwedischen Armee noch mit der Belagerung der beiden Donaustädte beschäftigt waren, unternahmen kleinere Abteilungen des Heeres Streifzüge in das Waldviertel und unterwarfen bis 30. März unter Drohung von Gewaltanwendung fast alle Städte, größeren Ortschaften, Burgen und Stifte. Nur die Burgen Ottenstein, Rappottenstein, Hartenstein und Weitenegg sowie die beiden Städte Waidhofen an der Thaya und Drosendorf konnten gehalten werden. Litschau und Weitra wurden wahrscheinlich nicht angegriffen.
Radschlosspistole, Stadtmuseum Zwettl
Foto: Werner Fröhlich
Schweden in der Stadt
Torstensson hatte die westlichen Gebiete des Waldviertels seinem Quartiermeister Konrad von Mosberg geschenkt, der daraufhin begann, das Land in Besitz zu nehmen. Die Burg Rastenberg wurde von einer schwedischen Streifpartei aus 70 Reitern geplündert, eine andere nahm Schloss Rastbach ein und zog am nächsten Tag, dem 26. März 1645, auf 200 Mann verstärkt, vor die Stadt Zwettl, nachdem sich die Reiter vorher in Rudmanns gegen Bezahlung mit Bier erquickt hatten. Die Bürger der Stadt mussten sich mangels militärischen Schutzes ergeben. Der von der Regierung zur Verteidigung der Stadt Zwettl bestimmte Oberst von Pösing hatte nämlich zuvor das Dekret des Oberkommandos, in dem ihm befohlen worden war, als Kommandant in der Stadt Zwettl zu bleiben und diese zu verteidigen, mit der Begründung abgelehnt, dass er ohne Soldaten, ohne Verpflegung und ohne Waffen sei. Die Propstei dürfte zwar zur Verteidigung gerüstet gewesen sein, scheint aber den Schweden nicht ernsthaft Widerstand geleistet zu haben. Die feindlichen Truppen enthielten sich jeder Gewalt, doch beschlagnahmten sie alle Pferde und forderten von der Bevölkerung hohe Brandschatzungen und Heereslieferungen.
Eine Quelle aus dem Stadtarchiv Zwettl berichtet darüber: „Jtem alß anno 645 die Schlacht vor Janckaw in Böhaimb verlohren worden, und der Feindt in dieß Landt mit ganzer macht herein getrungen, seyn wir laider, weilen kein entsaz zu hoffen gewest, sonsten auch dieß arme Stättl mit einiger munition oder gewöhr nit versehen, die Stattmaur an unterschidlichen orthen eingefahlen, auch neben andern orthen in dessen handt gerathen, und von deren generalität, Herrn General Quartiermeister Conrath v Moßberg ahsigniert worden, von denen wir erbärmlichen Prandt geschäzt...“. [Stadtarchiv Zwettl, Kart. 13, „Wahrer und Gründlicher Bericht“]
Nach den ersten schwedischen Soldaten kamen noch weitere Truppen, die zwar keine Gewalttaten begingen, der Bevölkerung aber hohe Kosten verursachten. Nur der Schickenhof, der damals in Besitz des kaiserlichen Offiziers Georg Pachmeyer von Tumritz war, wurde eingeäschert.
Georg Matthäus Vischer, Schickenhof (1672)
Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 03/E/4
Noch 1646 lag eine schwedische Besatzung in Zwettl. Die Zwettler klagten später, dass die Stadt den Feinden ihre ganze Substanz, gleichsam Gut und Blut hergeben und Lieferungen zu den feindlichen Truppen unter großer Gefahr durchführen musste. Zusätzlich forderte aber auch die kaiserliche Garnison in Rappottenstein hohe Kontributionen.
Im März 1646 marschierten die kaiserlichen Truppen unter dem neuen Oberbefehlshaber Johann Christoph Graf Puchheim gegen Krems und konnten die Feinde allmählich aus Krems, Korneuburg und aus allen festen Plätzen hinausdrängen, so dass Ende August 1646 Niederösterreich von den schwedischen Streitkräften befreit war. Für die Bevölkerung auf dem Land und in den Städten bedeutete das aber noch nicht das Ende der Kriegslast. In Zwettl kam es zu neuen Einquartierungen, und auch der Friedensschluss von 1648 beendete die Belastungen nicht. Noch im Oktober 1649 ersuchte der Rat der Stadt den kaiserlichen Quartierkommissär, er möge doch die Einquartierungen verringern.
Nach 1650 wurden über Befehl Kaiser Ferdinands III. aus Dank und zur Erinnerung im ganzen Land Bildstöcke errichtet bzw. erneuert, welche folgende Inschrift tragen sollten: „Lob Preis und Danck dem Friedens Gott der und hat geführt auss der Kriegs Noth...“
F. Moll, 12/03
Literatur:
Peter Broucek, Der Schwedenfeldzug nach Niederösterreich 1645/46. = Militärhistorische Schriftenreihe, Bd. 7 (Wien 1981).
Anton Erdinger, Beiträge zur Geschichte der Propstei Zwettl. In: Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diöcesanblatt, Bd. 7 (St. Pölten 1903) S 352.
Doris Gretzel, Die landesfürstliche Stadt Zwettl im Dreißigjährigen Krieg (geisteswissenschaftliche Diplomarbeit, Wien 2003) S 72-77.
Helmut Hagel, Bernhard Linck, Beschreibung der Folgen der Niederlage von Jankau 1645 für das Land unter der Enns und das Stift Zwettl. In: Der Schwed’ ist im Land! Das Ende des 30jährigen Krieges in Niederösterreich (Ausstellungskatalog, Horn 1995) S 99-106.
Thomas Kühtreiber/Roman Zehetmayer, Zur Geschichte des Propsteiberges. = Zwettler Zeitzeichen 2 (Zwettl 1999) S 36 f.
Walter Pongratz, Der Dreißigjährige Krieg und der Kauf der landesfürstlichen Ämter. In: Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl-NÖ I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 63-67.
Josef Traxler, Geschichte der Stadt. In: Zwettl 1896. Festschrift aus Anlass der Eröffnung der Localbahn Schwarzenau-Zwettl und zur Feier der Jubiläen der Sparcasse und der Volks- und Bürgerschule Zwettl (Zwettl 1896) S 15 f.