Der dritte Koalitionskrieg (1805)
An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert errang der aufstrebende Napoleon Bonaparte nicht nur für Frankreich bedeutende militärische Siege und wichtige Friedensschlüsse, er festigte auch seine persönliche Machtstellung, was 1804 in der Krönung zum Kaiser der Franzosen gipfelte.
Im selben Jahr hatte Napoleon Vorbereitung zur Invasion Englands getroffen. Großbritannien suchte Verbündete und schloss im April 1805 mit Russland eine Koalition, der im August Österreich beitrat. Die süddeutschen Länder standen auf der Seite Napoleons. Die österreichische Hauptarmee rückte unter Erzherzog Karl nach Italien vor. Eine österreichisch-russische Armee sollte sich in Oberösterreich sammeln und dann gemeinsam nach Süddeutschland ziehen. Feldmarschallleutnant Karl Mack Freiherr v. Leiberich, der faktische Oberbefehlshaber dieser österreichischen Einheit, drang aber bereits Anfang September 1805 in Bayern ein, ohne auf das Eintreffen der russischen Armee unter Marschall Kutusow zu warten. Napoleon, der mit seiner Armee in Eilmärschen nach Süddeutschland gezogen war, konnte die österreichische Armee in Ulm einschließen, wo Mack nach einem missglückten Ausbruchsversuch am 17. Oktober mit 23.000 Mann kapitulieren musste.
Französisches Armeelager
(StAZ, Sign. BA 05/Mappe 6/16)
Die russische Armee war in der Zwischenzeit über Olmütz, Znaim und Krems nach Oberösterreich gezogen. Sie erreichte am 22. und 23. Oktober Braunau, wurde aber bereits am 30. in Gefechte mit französischen Vorhuten verwickelt. Darauf zog sie sich im Alpenvorland gegen Osten zurück, gefolgt von der Grande Armee Napoleons. Parallel dazu rückte am nördlichen Donauufer ein französisches Corps gegen Osten vor. Am 11. November 1805 kam es bei Loiben und Dürnstein zu einem Gefecht zwischen Russen und Franzosen, bei dem das Corps unter Marschall Mortier praktisch ausgeschaltet wurde. Auf beiden Seiten gab es große Verluste. Die Österreicher beklagten besonders den Tod von Feldmarschallleutnant Heinrich v. Schmidt, der eine russische Umgehungskolonne geführt hatte und dabei vermutlich zwischen die Fronten geraten war. Man schätzt, dass im Gefecht bei Dürnstein-Loiben insgesamt etwa 8000 Mann ihr Leben lassen mussten. Schwere Verluste an Menschen und Gütern erlitten auch die betroffenen Ortschaften, besonders Ober- und Unterloiben, aber auch Dürnstein, Stein und Krems.
Das Franzosendenkmal bei Dürnstein
Foto: StAZ, 06/04
In der Zwischenzeit war Erzherzog Karl in Italien erfolgreich gewesen, und den Engländern war am 21. Oktober bei Trafalgar (südlich von Cadiz) ein Seesieg über die französische Flotte gelungen.
Napoleons Armee besetzte am 13. November kampflos Wien. Das Gros seines Heeres aber verfolgte Kutusow, der sich mit seinen Truppen nach Mähren zurückzog. Dort kam es am 2. Dezember 1805 bei Austerlitz zur „Dreikaiserschlacht“, an der Zar Alexander I., Kaiser Franz II./I. und Napoleon teilnahmen. Sie brachte - am ersten Jahrestag seiner Krönung - dem Kaiser der Franzosen einen überragenden Sieg.
Kaiser Franz II. (seit 11. August 1804 als Franz I. auch Kaiser von Österreich) musste dem Friedensvertrag von Pressburg (26. Dezember 1805) zustimmen, der Österreich empfindliche Gebietsverluste brachte. So kamen unter anderem Tirol und Vorarlberg an Bayern.
Die Auswirkungen des Krieges auf den Raum Zwettl
Das Jahr 1805 brachte für die Bewohner Niederösterreichs gleich mehrfachen Durchmarsch fremder Truppen: Im Oktober kamen die Russen, die schon 1799 durchgezogen waren, wieder durch das Land. In fünf Marschkolonnen zu je zehntausend Mann zog die Infanterie ab 1. Oktober von Znaim bis Krems südwärts, um sich dann nach Westen zu wenden. Dann folgten fünf Kolonnen Kavallerie. Im November rückten französische Truppen auch am linken Donauufer in Richtung Krems und Wien vor. Einheiten, die an der Flanke Beobachtungs- und Sicherungsaufgaben zu erfüllen hatten, drangen bis weit in das Waldviertel vor und erreichten um den 8. November den Raum Zwettl. Der örtliche Chronist berichtete, dass die Franzosen, als sie von Arbesbach kommend am Abend in Zwettl einrückten, wegen der bereits herrschenden Dunkelheit brennende Wachsstöcke auf ihren hohen Mützen trugen. Jedes Haus musste Einquartierungen hinnehmen, bis zu acht Mann samt Pferden wurden selbst in kleinen Häusern untergebracht. Sogar die Martinskirche (Bürgerspitalskirche) wurde als Pferdestall, dann als Magazin und Futterdepot missbraucht und dadurch entweiht. Kirchenstühle und andere Einrichtungsgegenstände verwendeten die fremden Soldaten als Heizmaterial. Angeblich waren an die 4000 Franzosen in Zwettl und Umgebung stationiert, wie der örtliche Chronist vermerkte. Eine Stift Zwettler Quelle nennt allerdings nur etwa 200 Mann Kavallerie, die in der Stadt einquartiert gewesen sein sollen.
Französische Grenadiere
(StAZ, Sign. BA 04/6/11)
Am 11. November erschien eine französische Einheit im Kloster und verlangte Hafer und Heu, aber auch Zucker, Kaffee und Rum. Nach der Schlacht bei Loiben und Dürnstein dürften sich die französischen Truppen vorübergehend aus dem Raum Zwettl in Richtung Mühlviertel zurückgezogen haben, um wenige Tage später aber wieder hier aufzutauchen und dann in Richtung Mähren abzuziehen. Die finanziellen Lasten, die der Bevölkerung aus den Einquartierungen erwuchsen, waren sicherlich beträchtlich, wiewohl verschiedene Quellen den Franzosen gewisse Höflichkeit und Zurückhaltung bescheinigten.
Friedel Moll, Juni 2004
Literatur
Rainer Egger, Das Gefecht bei Dürnstein-Loiben 1805. Militärhistorische Schriftenreihe 3 (Wien 1978).
Karl Gutkas, Geschichte des Landes Niederösterreich 3 (St. Pölten 1959).
Hans Hakala, Franzosen im Quartier, in: Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl-NÖ I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 77 f.
Max Mauritz, Franzosen 1805/6 in Arbesbach, in: Heimatkundliche Nachrichten, Beiblatt zum Amtsblatt der Bezirkshauptmannschaft Zwettl. 9/1992 (Zwettl 1992) S 33 f.
Josef Traxler, Geschichte der Stadt, in: Zwettl 1896. Festschrift aus Anlass der Eröffnung der Localbahn Schwarzenau-Zwettl und zur Feier der Jubiläen der Sparcasse und der Volks- und Bürgerschule Zwettl (Zwettl 1896), S 19.
Bruno Schneider, Zur Besetzung des Stiftes Zwettl durch die Franzosen im Jahre 1805, in: Das Waldviertel 7/8 1966 (Krems 1966) S 212-215. [http://www.daswaldviertel.at/]
Quellen
Geschichte der landesfürstlichen Stadt Zwettl, vermutlich verfasst von Andreas Steininger (1. Hälfte des 19. Jahrhundert).
Geschichte (Chronik) von Zwettl, verfasst von Josef Weigelsperger/Franz Haunsteiner (vor 1877).