1972, 29. April: Kindergarten, Volks- und Sonderschule am Hammerweg werden eröffnet

1970: Mit dem Kindergartenbau wird begonnen (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 03-014A-012)Kindergarten Hammerweg
Am 10. Jänner 1972 nahmen Bürgermeister Dr. Anton Denk und Kulturstadtrat Ewald Biegelbauer gemeinsam mit der Kindergartendirektorin Anna Jacak, deren Mitarbeiterinnen und zahlreichen Kindergartenkindern den neuen, viergruppigen Kindergarten am Hammerweg in Zwettl in Betrieb. Die feierliche Eröffnung durch Landeshauptmann Andreas Maurer erfolgte dann am 29. April.
Bereits am 17. November 1874 konnte man in Zwettl über Betreiben des damaligen Bezirksschulinspektors Adalbert Mauritz, der zugleich auch die Funktionen eines Volks- und Bürgerschuldirektors innehatte, einen Kindergarten eröffnen. Er war im Erdgeschoß des Schulgebäudes in der Schulgasse untergebracht. Da die Nachfrage nach Kindergartenplätzen zwar sehr groß, die Raumsituation aber äußerst beengt war, konnten nur Kinder aufgenommen werden, die im letzten Jahr vor ihrem Schuleintritt standen. Die Gruppe bestand aus 40 Kindern, die zunächst von Aurelia Hruska aus Gmünd betreut wurden, 1875 übernahm die Zwettler Handarbeitslehrerein Katharina Rohrböck die Leitung. Pädagogischer Leiter des Kindergartens war der jeweilige Direktor der Volks- und Bürger- bzw. Hauptschule.
Der Kindergarten im Bau, 1971 (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA-03D-26-01)Ab 1949 wurde der Kindergarten zweigruppig geführt. Noch in den 1970er-Jahren mussten in zwei Klassenräumen mit 56 bzw. 45,5 m2 80 Kinder von zwei Kindergärtnerinnen betreut werden. Es stand kein Bewegungsraum zur Verfügung. Der an das Schulhaus angrenzende Garten bot maximal 20 Kindern Platz.
So brachte der Kindergarten-Neubau am Hammerweg 1972 tatsächlich für alle Beteiligten geradezu eine Erlösung. Das Haus wurde von Architekt Dipl.-Ing. Herbert Hartl geplant, der Bau kostete rund fünf Millionen Schilling. Hier konnten vier Gruppen mit jeweils 35 Kindern betreut werden. Ein Bewegungsraum mit Turn- und Rhythmikgeräten, eine Halle für Elternabende und Feste, Garderoben- und Waschräume für jede Gruppe sowie eine großzügige Grünfläche rund um das Haus mit Spielgeräten und zwei Gartenhäuschen standen nun zur Verfügung. Als Kindergärtnerinnen wirkten 1972 Anna Jacak, Edeltraud Schneider, Martha Ernst und Renate Weiß.
Der Kindergarten im Jahr 1975 (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA-03-014A-008)Zu Beginn der 1970er-Jahre war der Kindergarten Hammerweg der einzige im Gemeindegebiet. Doch Bürgermeister Dr. Anton Denk versicherte bereits damals in einer Wahlbroschüre, dass er in den Katastralgemeinden die Errichtung von Erntekindergärten für notwendig erachte. Tatsächlich gründete man dann aber keine Kinderbetreuungseinrichtungen, die nur vorübergehend geöffnet waren, sondern vollwertige Kindergärten, wie zum Beispiel bereits 1973 in Jagenbach, 1974 in Großglobnitz und Oberstrahlbach. 2011 bestanden in der Gemeinde Zwettl neun Kindergärten, in denen in 17 Gruppen 283 Kinder ab einem Alter von 2,5 Jahren betreut wurden.

 

 

Volks- und Sonderschule
Die Volks- und Sonderschule, 1973 (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA-03-011-006)Ebenfalls am 29. April 1972 eröffnete Landeshauptmann Andreas Maurer den 1970 fertiggestellten Neubau der Volks- und Sonderschule am Hammerweg in Zwettl.
Die Volksschule war seit 1872 gemeinsam mit der Bürgerschule (ab 1927 Hauptschule) im damals neu errichteten Gebäude in der Schulgasse untergebracht. Von 1945 bis 1960 standen beide Schulen gemeinsam unter der Leitung von Oberschulrat Josef Pexider. 1961 wurde der bisherige Direktor der Volksschule Großhaslau Franz Schmöllerl zum Leiter der Volksschule Zwettl bestellt. Dieser konnte bereits im Schuljahr 1962/63 die erste Sonderklasse in seiner Schule eröffnen. Zugleich bemühte er sich, der Raumnot durch einen Schulneubau Herr zu werden. Im März 1966 beschlossen die Gemeindeverantwortlichen, auf einem langgestreckten Grundstück am Hammerweg den Neubau für die Volks- und Sonderschule zu errichten. 1967 wurde nach den Plänen des Architekten Oskar Scholz aus Scheibbs mit dem Bau begonnen, den man 1970 fertigstellen konnte. Als Franz Schmöllerl am 3. Juni 1970 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, wurde der Zwettler Lehrer und Kommunalpolitiker Ewald Biegelbauer mit der Leitung der Volksschule Zwettl betraut. Die Sonderschulklassen, die man mittlerweile aus der Volksschule herausgelöst und zu einer eigenen Schule erklärt hatte, übernahm der Sonderschuloberlehrer Gerhard Strasser als Direktor.
Der Stadtsaal, 1973 (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA-03-01-069)Zu Beginn des Schuljahrs 1970/71 übersiedelten Volks- und Sonderschule in das neue Gebäude am Hammerweg. Dadurch war die drückende Raumnot im Hauptschulgebäude behoben. Den beiden Schulen standen nun ausreichend helle und freundlich ausgestattete Klassenräume sowie ein eigener Turnsaal zur Verfügung, und 1972 wurde überdies der an die Schulen angebaute Stadtsaal eröffnet, der auch von beiden Schulen für größere Veranstaltungen genützt werden kann.
Wegen geänderter Rahmenbedingungen (Herabsetzung der Klassenschülerhöchstzahlen, Umstrukturierung im Bereich der Sonderschule…) wurde in den folgenden Jahren das Schulhaus am Hammerweg zu klein. Daher beschloss der Gemeinderat 1997, das Haus grundlegend umzubauen und zu modernisieren. Mit den Planungsarbeiten betraute man Architekt Heinz Planatscher. Während der Umbauarbeiten in den Jahren 1998/99 musste die Sonderschule im Stift Zwettl und Teile der Volksschule im Bischöflichen Seminar Notquartiere beziehen. Ab dem Schulbeginn im September 2000 stand dann aber das völlig neu gestaltete Gebäude zur Verfügung.

Literatur
Edeltraud Schneider, Der Zwettler Kindergarten. In: Hans Hakala / Walter Pongratz, Zwettl-NÖ I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 265-268.
Edeltraud Schneider, Die Kindergärten. In: Franz Pruckner (Red.), Stadtgemeinde Zwettl-NÖ. 25 Jahre Großgemeinde. Festschrift anläßlich des 25jährigen Bestehens der Stadtgemeinde Zwettl-NÖ nach der Gemeindevereinigung im Jahre 1971 (Zwettl o.J. (1996) S 39-41.
Herbert Prinz (Hg.), Stadtgemeinde Zwettl-Niederösterreich. 40 Jahre Großgemeinde (Zwettl 2011).

Franz Trischler, Die Entwicklung des öffentlichen Pflichtschulwesens. In: . In: Hans Hakala / Walter Pongratz, Zwettl-NÖ I. Die Kuenringerstadt (Zwettl 1980) S 220-249.
Elfriede Biegelbauer, Die Schulen. In: Franz Pruckner (Red.), Stadtgemeinde Zwettl-NÖ. 25 Jahre Großgemeinde. Festschrift anläßlich des 25jährigen Bestehens der Stadtgemeinde Zwettl-NÖ nach der Gemeindevereinigung im Jahre 1971 (Zwettl o.J. (1996) S 33-38.