Dr. Alexander Fischhof

Seit 1936 amtierte in Großglobnitz der Tierarzt Dr. Alexander Fischhof.[1] Er wurde am 24. Oktober 1900 in Rajka (Ungarn) geboren und gehörte der mosaischen Religion an. 1928 und 1929 war Fischhof an der Tierärztlichen Hochschule in Wien als Volontär tätig. 1929 erlangte er sein Tierarztdiplom und meldete noch im selben Jahr in Wien III eine Privatpraxis an. 1930 erhielt er das Doktordiplom.[2] Er war mit der 1900 in Laa an der Thaya geborenen Frieda Scheithauer verheiratet. Von 1931 bis 1935 wirkte er als Tierarzt in Hausbrunn, wo Sohn Wolfgang zur Welt kam. Danach dürfte er auch in Thalgau (Salzburg) gearbeitet haben.

In Großglobnitz bewohnte die Familie das Ausnehmerstüberl des Gasthauses Leander (heute Widhalm). Dr. Fischhof fuhr zu seinen Visiten mit einem Motorrad. Bei der Bevölkerung war er sehr beliebt und geschätzt. Man war mit seiner Arbeit hoch zufrieden und niemand wäre auf die Idee gekommen, in ihm einen „Fremden“ zu sehen.

Am 3. Mai 1938 teilte die Bezirkshauptmannschaft Zwettl der Gemeinde Großglobnitz mit, dass der Tierarzt Dr. Alexander Fischhof als Nichtarier seines Amtes als Vieh- und Fleischbeschauer zu entheben sei.[3] Und am 1. Juli 1938 schrieb die Landeshauptmannschaft Niederösterreich in Beantwortung einer entsprechenden Anfrage an die Bezirkshauptmannschaft Zwettl: ...Es wird strenge zu vermeiden sein, jüdische Tierärzte amtlicherseits zu irgendwelchen Aufgaben, wie Seuchenerhebung, angeordnete Impfungen, Untersuchungen von Hunden bei Bissverletzungen und dergleichen heranzuziehen. Es fehlt jedoch dermalen in Österreich eine gesetzliche Grundlage, um jüdischen Tierärzten die tierärztliche Privatpraxis untersagen oder einschränken zu können. Selbstverständlich moralische Pflicht sollte es aber für alle arischen Tierbesitzer sein, von der Berufung eines jüdischen Tierarztes abzusehen, wenn die Berufung eines arischen Tierarztes möglich ist.[4]

Am 30. Juli 1938 teilte der Gendarmerieposten Großglobnitz der BH Zwettl auftragsgemäß mit, dass das Motorrad (Marke Puch, 200 cm³) des jüdischen Tierarztes Dr. Alexander Fischhof von der SA Führung in Zwettl beschlagnahmt und weggebracht worden sei.[5]

Im August 1939 verließ die Familie Dr. Fischhof Großglobnitz. Sie zog nach Wien und war hier vom 16. August 1939 bis 3. September 1942 unter der Adresse Wien IX, Grüne Thorgasse 8/16 gemeldet. Von September 1942 bis September 1945 wohnten sie im 2. Bezirk, Große Sperlgasse 37a/16.[6] Nach Meinung von Dr. Adolf Lanz, einem Nachfolger Fischhofs als Tierarzt in Großglobnitz, brachte Frau Frieda Fischhof als „Arierin“ ihre Familie über diese schwere Zeit, indem sie den Lebensunterhalt durch Näharbeiten verdiente. Wie es Dr. Fischhof gelungen ist, der drohenden Deportation in ein Konzentrationslager zu entgehen, wird wohl nie geklärt werden können. Er überlebte jedenfalls in Wien den Krieg und die Verfolgung.

Vom 18. Juni 1945 bis 31. Dezember 1965 war er als Amtstierarzt bei der Gemeinde Wien tätig.[7] In dieser Funktion wurde ihm der Berufstitel „Oberveterinärrat“ verliehen. Daneben betrieb er in seinem Wohnort in der Hinterbrühl eine Privatpraxis. Dr. Alexander Fischhof verstarb am 8. Juli 1978.



[1] Edgar Rosenmayr, Sorge um gesunde Haustiere. In: Hans Hakala/Walter Pongratz, Zwettl- II. Die Gemeinde (Zwettl 1982) S. 100; ders., Tierärzte in Großglobnitz. In: ebd., S. 230.


[2] Mitteilung des Amtes der Landesregierung, Gruppe Land- und Forstwirtschaft - Abteilung Veterinärangelegenheiten vom 15. Jänner 1998 bzw. Mitteilung der Bundeskammer der Tierärzte Österreichs vom 27. Jänner 1998 an den Verfasser.

[3] Landesarchiv (NÖLA), Archiv der BH Zwettl, Gr. VIII/106-1938, Karton 211, Schreiben der BH Zwettl vom 3. Mai 1938.

[4] NÖLA, Archiv der BH Zwettl, Gr. VIII/98-1938, Karton 210, Schreiben der Landeshauptmannschaft vom 1. Juli 1938.

[5] NÖLA, Archiv der BH Zwettl, Gr. X/137-1938, Stammzahl 307; Karton 213, Beschlagnahme von jüdischen Fahrzeugen.

[6] Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), Meldeauskunft vom 21. März 1997 an den Verfasser.

[7] Freundliche Mitteilung der Bundeskammer der Tierärzte Österreichs vom 27. Jänner 1998 an den Verfasser.


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