Paul Taussig

Paul Taussig wurde am 9. Mai 1920 in Grainbrunn geboren. Seine Eltern waren Max uns Rosa Taussig, geb. Jampehles. 1933 übersiedelte die Familie nach Zwettl. Hier wechselten sie mehrmals den Wohnsitz, zuletzt wohnten sie Kamptalstraße 11. 1934 ließen sich Max und Paul Taussig in Zwettl taufen, sie waren vorher mosaischer Religion und dann konfessionslos gewesen. Paul Taussig wurde am 21. April 1934 in Zwettl durch Pfarrer Johann Flicker getauft. Pate war Ferdinand Gratzl, Ausnehmer in Grainbrunn.[1]

Paul besuchte in Zwettl die Hauptschule und wurde bereits 1933 Mitglied der örtlichen Pfadfindergruppe, Pfadfinderkorps „St Georg“. Er war dort sehr aktiv und erfolgreich. Paul nahm an mehreren Lagern teil, so auch 1936 an dem großen, internationalen Bundeslager in Laxenburg. Da sich das Ehepaar Taussig scheiden ließ, übersiedelte Paul 1935 zu seiner Mutter nach Atzgersdorf und wechselte zur dortigen Pfadfindergruppe Wien 64.[2]

Die Not und Bedrängnis, mit der Juden nach dem März 1938 in Österreich konfrontiert waren, brachte das Ehepaar wieder zusammen. Sie mussten bis zu ihrer Deportation nach Oppeln (Opole) im Februar 1941 in Wien in Massenquartieren unterkommen. Im Ghetto von Oppeln wurden schließlich beide ermordet.

Dem damals achtzehnjährigen Paul Taussig gelang es, im September 1938 über Ungarn nach Jugoslawien zu kommen. An der Grenze zu Italien wurde er wegen seines mit dem „J“ für „Jude“ gekennzeichneten Passes aufgegriffen. Im November war er wieder in Wien, wo er bei seinen aus Grainbrunn vertriebenen Tanten die Schrecken der „Reichspogomnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 erlebte.[3] Im Frühjahr 1939 gelang es ihm, über Holland nach England zu flüchten, wo er am 16. April 1939 anlangte. Paul Taussig trat in die britische Armee ein und erlangte nach Kriegsende eine führende Position in der englischen Postverwaltung. In den 1980er-Jahren besuchte er mehrmals Zwettl und seinen Heimatort Grainbrunn. Paul Taussig verstarb am 5. Mai 1989 in Wakefield, West Yorkshire.[4]


[1] Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarrarchiv Zwettl, Taufbuch Sign. 01-18, fol. 152.

[2] Stadtarchiv Zwettl, Kart. 444.

[3] Gisela Neuner (geborene Taussig) und ihre jüngere Schwester Ida Taussig betrieben in Grainbrunn Nr. 13 eine Gemischtwarenhandlung. Am 19. September 1938 verließen sie diesen Ort, nachdem sie in ihrem Geschäft einen Abverkauf durchgeführt hatten und zogen nach Wien. Am 3. Dezember 1941 wurden beide Schwestern nach Riga deportiert. (Mündliche Mitteilung von Fam. Köchl bzw. Terrer aus Grainbrunn, Dezember 1993; Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), Meldeauskunft vom 18. Jänner 1994; Mitteilung der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien vom 26. Juli 1994).

[4] Mitteilung der Witwe nach Paul Taussig an den Verfasser (22. Mai 1993).


Zukunftsfonds der Republik Österreich Logo

NÖ Dorf- und Stadterneuerung Logo

Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus