1991, 23. November: Eröffnung der Kunsteisbahn

Auf dem Eislaufplatz, um 1910 (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 03-014-063)Die erste schriftliche Nachricht über einen Eislaufverein in Zwettl stammt von 1874. Damals hinterlegte Franz Straßberger, der Obmann dieses Vereins, fünf Gulden für den Armenfonds von Zwettl mit der Bitte, die Gemeindeverwaltung möge es den Fleischhauern untersagen, am Eislaufplatz Eis für ihre Kühlanlagen zu schneiden. Dieser Eislaufplatz befand sich damals auf dem Kamp, unterhalb der Stadt, neben dem Damm (heute Gartenstraße), etwa in dem Bereich, wo jetzt das Gebäude der Wirtschaftskammer steht. Der Fluss war hier durch das Oberhofer Wehr aufgestaut, sodass er im Sommer als Bade- und im Winter als Eislaufplatz diente.
Wenige Jahre später verlegte man den Eislaufbetrieb auf die Zwettl, um 1886 wieder auf den Kamp zurückzukehren. 1895 suchte Notar Jakob Vogl bei der Bezirkshauptmannschaft um Genehmigung der Statuten des Eislaufvereins Zwettl an. Ob es sich dabei nur um eine Statutenänderung oder die Neugründung des Vereins handelte, lässt sich derzeit nicht sagen. Jedenfalls galt 1895 bis vor kurzem als das Gründungsjahr des Zwettler Eislaufvereins.
Treiben auf dem Eislaufplatz, um 1910 (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 03-014-065)Allerdings boten weder Kamp noch Zwettl zufriedenstellende Bedingungen für einen kontinuierlichen Eislaufbetrieb. Wegen des unterschiedlich hohen Wasserstandes bildeten sich häufig Risse und Klüfte im Eis. Nahezu in jedem Frühjahr kam es zu Eisstößen und Überschwemmungen. Außerdem hatten die Gasthäuser, Fleischhauereien und die Brauerei für die damals üblichen Kühlanlagen und Eiskeller ständig großen Bedarf an Eis, den sie auf den zugefrorenen Flüssen zu decken suchten. Dadurch entstanden immer wieder große Löcher im Eis, die eine Gefahr für die Schlittschuhläufer darstellten. So machte sich nach 1900 der Eislaufverein unter Obmann Siegmund Wichtl auf die Suche nach einem ebenen Platz, den man im Winter in eine Eisfläche verwandeln konnte. Ein Planungskomitee wurde eingesetzt, und am 8. Oktober 1909 beschloss der Zwettler Gemeindeausschuss, im Zwettltal, an der Promenade, unterhalb des Wichtl-Wehres einen Eislauf- und Sommerturnplatz anzulegen und an der Längsseite des Platzes eine Hütte zu errichten. In der Saison 1909/10 war der Eislaufplatz bereits in Betrieb, und er erfreute sich bald großer Beliebtheit.
1938 wurde der Eislauf- und Wintersportverein Zwettl aufgelöst, wie die meisten anderen Vereine auch. Die Gemeinde übernahm die Betreuung des Platzes. Erst 1952 wurde der Eissportverein wieder gegründet. Obmann war Johann Höllriegl. Bald nahm man die in der Zwischenkriegszeit florierende Tradition der Eisfeste wieder auf, bei denen in der Faschingszeit zahlreiche Maskierte, Clowns und Tänzer das Eis bevölkerten.
1971 errichtete der Verein unter Obmann Ing. Rudolf Slatner eine neue Eishütte, und 1977 versah man den Platz mit einer Asphaltdecke. Die ab den 1980er Jahren immer milder werdenden Winter verkürzten die Eislaufsaison allerdings dramatisch. In der Saison 1987/88 war beispielsweise nur an einem einzigen Tag das Eislaufen möglich. Der Wunsch nach einer Kunsteisbahn wurde immer dringender. Als dann die Vorstandsmitglieder des Vereines am 17. Jänner 1989 bei einem Besuch der Kunsteisbahn in Hadersdorf eine neue Technik kennen lernten, bei der Eis mit ungiftigem Glykol in aufrollbaren Gummimatten statt mit giftigem Ammoniak in fix montierten Kupferrohren erzeugt wurde, und das auch noch äußerst kostengünstig, stand der Entschluss fest, auch in Zwettl eine Kunsteisbahn zu errichten. Die Gemeindeverantwortlichen konnten bei Besuchen der Kunsteisbahnen in Piesting, Klosterneuburg und Retz von der neuen Technik, vor allem aber von dem Umstand überzeugt werden, dass damit ein Eislaufplatz auch ohne großen finanziellen Abgang zu betreiben war. Schließlich sagte die für das Sportwesen zuständige Landesrätin Liese Prokop am 16. Jänner 1990 die finanzielle Unterstützung durch das Land Niederösterreich zu.
23. November 1991, Eröffnung der Kunsteisbahn (Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 01-1991-6-1)Im März 1991 begann man mit den Bauarbeiten. Das Klubhaus stellten die Vereinsmitglieder in Eigenregie in 5monatiger Bauzeit her. Am 22. Oktober 1991 wurden zum ersten Mal die Kühlmaschinen eingeschaltet und am 9. November nahm die Kunsteisbahn Zwettl ihren Betrieb auf. Die Eisfläche besitzt mit 60 mal 30 Meter internationale Wettkampfmaße für Eishockeyturniere. Das Eis wird mit einer Solekälteanlage auf Glykolbasis über Kunststoffmatten erzeugt, die vor Saisonbeginn auf dem asphaltierten Platz aufgelegt werden. In einem eigenen platzsparenden Container sind 5 Kompressoren mit je 30 kW Kälteleistung montiert. Diese schalten sich je nach Bedarf aufgrund der Außentemperatur computergesteuert ein und aus. Mit der anfallenden Abwärme wird das Gebäude beheizt und das Warmwasser aufbereitet. Der Eislaufbetrieb ist nun von November bis März möglich. Im Frühling werden die Matten eingerollt und verstaut, die asphaltierte Fläche steht dann für das Sommertraining bzw. die Turniere der Stockschützen aber auch für verschiedene Veranstaltungen zur Verfügung.
Das gesamte Projekt kostete 8,3 Millionen Schilling. Die Subvention durch das Land Niederösterreich machte 3,5 Millionen aus, ein Zweckzuschuss des Bundes 1 Million, die Gemeinde Zwettl brachte rund 3 Millionen auf. Der Eissportverein steuerte durch eine Bausteinaktion und durch Eigenleistungen mehr als 1 Million bei. Die Zwettler Kunsteisbahn war die 20. in Niederösterreich und die erste im Waldviertel. Die offizielle Eröffnung nahm am 23. November 1991 Landesrätin Liese Prokop vor. Stadtpfarrer Franz Josef Kaiser segnete die Anlage.
Für den Bau besonders verdient machten sich vor allem:
Franz Pruckner, Bürgermeister der Stadtgemeinde Zwettl-NÖ; Leopold Rechberger, Stadtrat für Kultur und Sport; Dr. Hans Mitterecker, Stadtrat für Finanzen, Ing. Oswin Kammerer, Bauleiter
Horst Franzus, Obmann des Eissportvereins; Heinz Lüdemann, Obmann-Stellvertreter des Eissportvereins und Sektionsleiter der Stockschützen; Rudolf Stolz, Sektionsleiter Eislaufen; Lothar Hofmann, Sektionsleiterstellvertreter; Josef Layr, Kassier; Dkfm. Otto Kramer, Schriftführer; Johann Böhm, Bauleiter

F. M., 11/2015

Quelle:
Heinz Lüdemann (Red.), 100 Jahre Eissportverein Zwettl 1895-1995. Festschrift (Zwettl 1995).

Information zu den Bildern:

  1. Auf dem Eislaufplatz, um 1910
    Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 03-014-063
  2. Treiben auf dem Eislaufplatz, um 1910
    Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 03-014-065 3)
  3. 23. November 1991, Eröffnung der Kunsteisbahn
    V.l.n.r.: Christian Strobl (Sporthauptschule Zwettl=SHS), Sandra Schulmeister, Daniela Huber (alleSHS), Bürgermeister Franz Pruckner, Landesrätin Liese Prokop, Harald Binder (SHS), Horst Franzus (Obmann des ESV Zwettl), Mathias Hofbauer (SHS), Vizebürgermeisterin Jutta Hofbaur, Landtagsabgeordneter Alfred Dirnberger, Heike Mach (SHS), Bezirkshautpmann HR Dr. Friedrich Gärber, Kulturstadtrat Leopold Rechberger, Sandra Almeder (SHS)
    Foto Stadtarchiv Zwettl, Sign. BA 01-1991-6-1